: Stromgiganten Hand in Hand
■ Preag und Bayernwerk legen gemeinsames Angebot für Bewag-Anteile vor. Bundeskartellamt kündigt an, erhöhte Beteiligung der Preag in Berlin zu untersagen
Beim Poker um die Bewag-Anteile wollen zwei der deutschen Stromriesen nun gemeinsame Sache machen. Die Veba-Tochter PreussenElektra (Preag) und das Bayernwerk als Tochter des Viag- Konzerns wollen am Freitag ein gemeinsames Angebot für die 25,8 Prozent der Bewag-Aktien abgeben, die derzeit zum Verkauf stehen. Das erklärte Alfred Dworak, Generalbevollmächtigter der Veba und Mitglied im Bewag-Aufsichtsrat, gegenüber der Börsenzeitung.
Preag und Bayernwerk halten bereits jeweils 10 Prozent des Bewag-Kapitals mit einem Stimmanteil von jeweils 14 Prozent. Nun will die Preag ihren Anteil um 14,8 und das Bayernwerk seine Anteile um 11 Prozentpunkte erhöhen. Die Preag läge damit knapp unter der kritischen Grenze von 25 Prozent, erklärte Dworak, jenseits derer es wegen der Beteiligung der Preag an Stromversorgern im Umland Probleme mit dem Bundeskartellamt geben könne. Der Veba-Manager wies darauf hin, daß der Konzern mit 6.600 Mitarbeitern immerhin der drittgrößte private Arbeitgeber sei.
Der gemeinsame Schritt von Preag und Bayernwerk folgt der Tradition der beiden Unternehmen, bei der Bewag nur in Absprache miteinander zu handeln und so einem Passus aus dem Konsortialvertrag von 1931 zu entsprechen. Das Angebot der Stromer bestätigt die Meinung von Kritikern, die beiden Stromkonzerne träten in ihrem Verhältnis zur Bewag wie ein einziger Konzern auf und müßten deshalb bei der kartellrechtlichen Bewertung auch als Einheit berücksichtigt werden.
Preag und Bayernwerk wollen nicht nur den jetzt anstehenden Brocken schlucken, sondern auch mitbestimmen, wer den Zuschlag für den nächsten Bissen erhält. Nach Aussagen Dworaks haben die Stromriesen eine „Öffnungsklausel“ in ihr Vertragsangebot eingebaut, nach dem sie beim geplanten Verkauf von weiteren 25 Prozent der Anteile ein Mitspracherecht haben. Wenn sie nicht selbst das gesamte Paket bekommen, wollen die beiden Konzerne wenigstens über einen Dritten mitbestimmen, der auf jeden Fall aus Deutschland kommen soll.
Als ein solcher Dritter käme der Hamburger Stromversorger HEW in Betracht. Die HEW, die über die Kooperation bei ihren Atomkraftwerken bereits eng mit der Preag verbunden ist, wurde auch in Berlin u.a. von den Bündnisgrünen und den Jungsozialisten als Partner für eine Verbindung mit der Berliner Bewag auserkoren – allerdings als Alternative und nicht als Ergänzung zu den Stromgiganten Preag und Bayernwerk.
Das Angebot der Preag stößt indes beim Bundeskartellamt auf heftige Abwehrreaktionen. Das Amt hat wiederholt erklärt, eine weitere Beteiligung der Preag an der Bewag zu untersagen. Denn der Hannoveraner Konzern ist nicht nur bereits an der Bewag beteiligt, sondern er hält auch 23 Prozent der Veag, die das Berliner Umland und auch Berlin mit Strom beliefert und darüber hinaus auch noch Stromversorgungsunternehmen im Umland. Die Preag hat damit nach Ansicht des Kartellamtes bereits jetzt eine fast marktbeherrschende Stellung auf dem Berlin-Brandenburger Energiesektor.
Auf der „Sort list“ der Bewerber um die Bewag stehen nun dem Vernehmen nach noch neun Bewerber, unter ihnen fünf deutsche und vier ausländische Anbieter. Alle von ihnen, machte das Kartellamt klar, sind unproblematischer als die Preag. Damit rückt der dritte deutsche Stromriese in den Mittelpunkt, der sich bisher in Berlin und bei den Verkaufsspekulationen dezent im Hintergrund gehalten hat: Das „Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk AG“. Das RWE ist bisher nur am Umland-Versorger Veag mit 26 Prozent beteiligt. „Kein Problem mit dem RWE“, heißt es daher aus dem Kartellamt. Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen