piwik no script img

Tories paaren falsch

■ Britische Abgeordnete beschummeln sich bei wichtigen Abstimmungen gegenseitig

Dublin (taz) – Es ist eine Weihnachtskomödie der besonderen Art, die das britische Unterhaus zur Zeit aufführt. Die Tories und Labour beschuldigen sich gegenseitig, die parlamentarischen Spielregeln verletzt zu haben. Es geht dabei um die ehrenwerte Tradition des „Pairing“, die ursprünglich verhindern sollte, daß sich kranke Abgeordnete zu Abstimmungen ins Parlament schleppen müssen: Man vereinbart mit der gegnerischen Partei, daß auch sie einen Abgeordneten zu Hause läßt.

Am Montag hatte Premierminister John Major die erste Abstimmung nach dem Verlust seiner Parlamentsmehrheit zu überstehen – da kam ihm der Paarungswunsch der Oppositionsparteien entgegen: Labour fehlten bei der Abstimmung vier Abgeordnete, den Liberalen Demokraten drei. Macht insgesamt sieben. Der Tory-Fraktionschef rückte sieben Namen heraus – allerdings gab er den Liberalen dieselben Namen wie Labour. Macht drei Stimmen Nettogewinn. Als die Dreiecksbeziehungen am nächsten Tag aufflogen, bekam die Labour Party einen Wutanfall.

Am Nachmittag gab es dann eine andere Abstimmung, und diesmal hätten gleich 15 Labour- Abgeordnete die Absprache gebrochen, behaupteten die Tories. Es stellte sich jedoch heraus, daß sich 13 von ihnen gar nicht gepaart hatten: Ihre angeblichen Tory- Partner waren dem Votum ferngeblieben, weil sie lieber zum Weihnachtsbesäufnis der BBC gegangen waren.

Die beiden Parteikollegen, die das „pairing agreement“ tatsächlich verletzt hatten, waren offenbar nicht Herr ihrer Sinne. „Ich war wie ein Pawlowscher Hund“, sagte John Maxton: Als die Glocke zur Abstimmung ertönte, sei er automatisch losmarschiert und habe seine Stimme abgegeben. Ralf Sotscheck

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen