: Warburgs Traum
Vom Nikolaus zu den Heiligen drei Königen und über Ludwig XIV. und Napoleon zu einer segnenden Geste auf einem Wahlplakat von Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi: Eine Kette von herrscherlichen Darstellungen amüsierte gestern in der Pressekonferenz der Behörde für Wissenschaft und Forschung. Vorgestellt wurde ein Benutzungsbeispiel des Projekts Warburg Electronic Library, das die von Martin Warnke in der Warburg-Nachfolge initiierte Sammlung zur politischen Ikonographie vernetzt. Aby Warburg hatte in seinem „Bild-Atlas“ und in seiner Buchaufstellung der „Guten Nachbarschaft“ begonnen, Bezugssysteme im Realraum zu organisieren. Für die Verknüpfung einer Riesenzahl von Bildern und Daten – allein der Index umfaßt 300.000 Karten – bieten sich heute elektronische Medien optimal an.
Mit 2,6 Millionen Mark soll in den nächsten fünf Jahren in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Kunsthistorikern und Informatikern die „Warburg Electronic Library“ zu einem relevanten, multimedialen Programm gemacht werden, das neben der Wissenschaft auch von Medienindustrie und Werbewirtschaft genutzt werden kann.
Die Konfigurationsspur durch die Datenmengen bringt dabei als Rückmeldung neue Kombinationserfahrungen ins System ein. Doch die Öffnung der „Warburg Electronic Library“ über Internet für alle hängt noch ab von der Lösung der in diesem Bereich bislang kaum geklärten Copyrightfragen.
Hajo Schiff
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