: Der HVV wünscht ein frohes Fest!
■ Schikane bei der Fahrkartenkontrolle und 60 Mark Strafe trotz gültigem Ticket
Vor drei Tagen bekam Anneli G. Post vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV): Sie sei ohne Fahrausweis angetroffen worden, deshalb möge sie doch bitte bis zum 3. Januar 60 Mark Strafe zahlen. Den Überweisungsträger, den man sonst gleich bekommt, wenn man erwischt wird, hatte der HVV beigelegt.
Anneli G. fiel aus allen Wolken, denn sie hatte die fragliche Fahrkartenkontrolle so im Gedächtnis: Als sie am 27. November kurz vor Mitternacht in Billstedt am U-Bahnhof Legienstraße ausstieg, war der Bahnsteig „schwarz von Kontrolleuren“. Sie zeigte ihren Fahrschein vor, eine CC-Schnupperkarte. Den Kontrollettis an der Rolltreppe, die sie ein weiteres Mal aufhielten, sagte sie, sie habe ihr Ticket eine Minute zuvor bereits gezeigt – „ich empfand das als Schikane“.
Daraufhin sammelten sich rund zwanzig Hochbahn-Kontrolleure um sie herum, „haben gelacht und mich grinsend angeguckt“, zwei Frauen ergriffen sie an den Schultern, beförderten die 54jährige unsanft in den Dienstraum, „und die ganze Meute kam hinterher“. Eine hinzugekommene Polizistin und ein Mann, der offenbar der Chef der Kontrolleure war, stellten fest, daß der Ausweis in Ordnung war.
Als die Polizistin Anneli G. jedoch gehen lassen wollte, meinte der „Oberaufseher“, er wolle die Personalien feststellen lassen. „Ich sehe dafür keinen Grund“, antwortete Anneli G., worauf die Polizistin plötzlich „geschrien“ habe, daß sie gleich Feierabend und „die Sache satt“ habe. Wenn Anneli G. die Personalien nicht herausgebe, so werde sie die Nacht auf der Wache verbringen. Die Personalien wurden kontrolliert, waren in Ordnung, und Anneli G. ging einigermaßen verstört nach Hause.
Bei der Polizei ist der Vorfall aktenkundig. Allerdings steht in dem polizeilichen Protokoll auch, Anneli G. habe einen gültigen Ausweis vorgelegt. Tatsächlich sind Ende November und Anfang Dezember in Billstedt verschärfte Kontrollen durchgeführt worden – das Horner Wochenblatt berichtete von Fahrgelderschleichungen, aber auch von Dutzenden von Verstößen gegen das Ausländergesetz.
Nach einer Nachfrage der taz beim HVV in Sachen Anneli G. ging dem Verkehrsverbad allerdings ein Weihnachtslichtlein auf: „Aus nicht nachvollziehbaren Gründen“, so Jens Wrage, Pressesprecher der Hamburger Hochbahn, seien Anneli G.s Personalien festgestellt worden, deshalb sei ihr „fälschlicherweise“ eine Zahlungsaufforderung zugegangen. „Wir werden sofort ein Entschuldigungsschreiben hinterherjagen.“ Und ansonsten wünsche man „der Dame ein frohes Weihnachtsfest“. uwi
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