: Grüne Partei schrumpft
■ Sächsischer Umweltminister kritisiert CDU-Abwerbeaktionen als „primitiv“
Berlin (taz/dpa)– Die Grünen in Ostdeutschland schrumpfen weiter. Gestern kehrte Christine Grabe aus Eisenach ihrer Partei den Rücken. Die ehemalige Landtagsabgeordnete aus Thüringen sagte, sie wolle mit ihrem Austritt ihre Solidarität zu Vera Lengsfeld bekunden. Für Grabe sind die Bündnisgrünen mittlerweile zu einer „diktatorischen Partei“ mutiert. Diese Austrittsbegründung ließ sie gestern über den Rundfunk verbreiten.
Dem Landesverband der Grünen hatte Grabe offensichtlich nicht von ihrem politischen Frust berichtet. Dessen Sprecherin, Katrin Göring-Eckhardt, sagte, sie habe von dem Austritt zuvor nichts gewußt. Allerdings sei Grabe in den vergangenen zwei Jahren auch nicht mehr aktiv in der Partei dabeigewesen. Ob Christine Grabe vor ihrem Austritt von einem Headhunter einer anderen Partei besucht wurde, war gestern nicht klar. Zu einer relativen Bekanntheit brachte sie es vor sechs Jahren, als sie gemeinsam mit Bärbel Bohley und anderen die Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße besetzte. Im April 1994 zog es Grabe zu einer weiteren Solidaritätsaktion nach Bischofferrode. Dort traf sie die Kalikumpel, die seinerzeit mit einem langwöchigen Hungerstreik für den Erhalt ihres Kaliwerkes kämpften.
Unterdessen meldete sich Arnold Vaatz zu Wort. Der sächsische Umweltminister hatte in der vergangenen Woche diverse Übertritte ehemaliger Bürgerrechtler zur CDU eingefädelt. Er kritisierte Volker Schimpf, den stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden. Dieser habe sich bei Abwerbeaktionen kontraproduktiv verhalten. „So primitiv kann man das nicht machen, und ich glaube, daß damit auch der ganzen Angelegenheit viel mehr Schaden entstanden ist.“ Schimpff wollte den ehemaligen Landtagsabgeordneten Martin Böttger abwerben. Derweil bot auch der Berliner FDP-Landesvorsitzende, Martin Matz, seine Partei als Heimat für Bündnisgrüne an. roga
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen