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Drohende Radikalkur

■ Die Max-Planck-Gesellschaft will sparen – durch Institutsschließungen

„Ich kann nur ins gesunde Fleisch schneiden“, sagt Hubert Markl, der Präsident der Max- Planck-Gesellschaft (MPG), zu seinen Sparplänen. Der renommierte Biologe, seit Juni im Amt, hat damit offenbar keine großen Schwierigkeiten.

Bund und Länder haben 1996 jeweils zur Hälfte 1,82 Milliarden Mark für die MPG aufgebracht. Der Etat steigt jedes Jahr um fünf Prozent. Vor zwei Jahren machten die Geber jedoch die Auflage, bis zum Jahr 2000 rund 740 Personalstellen zu streichen. Da die MPG über keinen Globalhaushalt verfügt, hatte sie keine Wahl: Sie konnte nicht woanders sparen. Also wurden hie und da Stellen gestrichen oder nicht neu besetzt. Markl hielt es nun für „verheerend“, jedes Jahr überall ein bißchen zu sparen. Er war für die Radikalkur: Einmal richtig „ins Fleisch schneiden“, damit das Thema vom Tisch kommt. Er schlug die Schließung von vier Max-Planck-Instituten vor. Dabei handelt es sich um die Institute für Aeronomie in Lindau, Biologie in Tübingen, Verhaltensphysiologie in Seewiesen und Geschichte in Göttingen.

Die Institute, denen die Schließung droht, haben schlichtweg Pech gehabt. Weder haben ihre Direktoren leitende Funktionen innerhalb der MPG noch liegen sie in den neuen Bundesländern. Dort hatte die MPG seit der Wende gerade erst 15 Institute neu gegründet. Außerdem ist es Wunsch der Bundesländer, mindestens ein Institut zu beherbergen. Das Bremer Institut für marine Mikrobiologie und das im Saarland (Informatik) waren damit aus dem Schneider. Schließlich war an keinem der betroffenen Institute ein Direktoren- Posten besetzt worden, den man mit der Schließung gleich wieder abschaffen müßte.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Am 22. November wurden die Pläne vom Senat der MPG gehört. Jetzt haben die Sektionen die Möglichkeit, Alternativen zu entwickeln. Am 7. März wird erstmals abgestimmt.

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