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Keine Früchte auf dem Arbeitsmarkt

■ Arbeitsamtspräsident befürchtet 1997 eine Zunahme der Arbeitslosenzahl. DGB: Ausgrenzung verschärft sich

Die Aussichten für Arbeitslose, im Jahr 1997 einen neuen Job zu finden, werden noch schlechter als bisher. Für Berufstätige wächst dagegen die Gefahr, auf die Straße gesetzt zu werden. Das befürchtet der Präsident des Landesarbeitsamtes, Klaus Clausnitzer. Die Zahl der Arbeitslosen werde möglicherweise im ersten Halbjahr 1997 gegenüber dem Vorjahr noch ansteigen. Er rechne im Jahresdurchschnitt mit rund 240.000 Arbeitslosen in Berlin, sagte Clausnitzer.

Ende November 1996 waren in Berlin 234.500 Menschen als arbeitslos registriert, rund 18.400 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – lag bei 13,8 Prozent gegenüber 12,6 Prozent im November 1995.

Als Grund für diese Entwicklung nannte Clausnitzer den „einschneidenden Umstrukturierungsprozeß“ der Berliner Wirtschaft, der noch nicht abgeschlossen sei. In der Industrie, im Bau- und Verkehrsbereich sei noch kein Ende des Beschäftigungsrückgangs in Sicht. Bisher habe es nur im Dienstleistungsbereich einen Aufschwung gegeben.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich 1997 nach Einschätzung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auch deshalb verschlechtern, weil die Bundesregierung ihre Zuschüsse für Arbeitsfördermaßnahmen um 5,3 Milliarden Mark kürzen wolle. Es sei zu befürchten, sagte die berlin-brandenburgische DGB-Chefin Christiane Bretz, daß die Region im kommenden Jahr rund 20.000 ABM-, sowie Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen weniger bekomme. Nach Ansicht der DGB-Chefin werden 1997 viele arbeitsmarktpolitische Initiativen zusammenbrechen und sich die soziale Ausgrenzung weiter verschärfen.

Die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) rechnet in Berlin und Brandenburg in diesem Winter mit einem Rekord von 40.000 Bauarbeitslosen. Gründe seien die Verdrängung auf dem Arbeitsmarkt durch Bauarbeiter aus anderen west- und osteuropäischen Ländern, eine zunehmende illegale Beschäftigung und der Rückgang der Bautätigkeit. Ende September waren bereits rund 32.000 Arbeitslose vom Bau registriert.

Auch in diesem Jahr sieht der IG-BAU-Chef in Berlin und Brandenburg, Klaus Pankau, keine wesentliche Besserung. Der Berliner Wohnungsbau werde wegen der Mittelkürzung im Landesbauprogramm und der Halbierung der Sonderförderung für die neuen Länder sogar um drei Prozent zurückgehen. Im Wirtschaftsbau sei ein Minus von vier Prozent zu erwarten, während der öffentliche Bau voraussichtlich um zwei Prozent absinken werde. Darüber hinaus nutzten Arbeitgeber die Winterflaute aus, sich von älteren, weniger leistungsfähigen Arbeitnehmern zu trennen.

Auch die Lage der Berliner Architekten sei trotz des hauptstädtischen Baubooms „katastrophal“, beklagte der Präsident der Architektenkammer, Cornelius Hertling. Zahlreiche Architektenbüros würden derzeit ihr Personal reduzieren. Das Aus drohe den Büros vor allem dann, wenn die Hauptstadtgestaltung demnächst von der Planungs- in die Bauphase übergehe. „Dann sind unsere Reißbretter leer“, sagte Hertling. taz/ADN/dpa

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