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"Wir sind keine Arier-Kneipe"

■ Türsteher verweigerte vier Nigerianern den Eintritt ins Ku'dorf. Die Betroffenen sprechen von verstecktem Rassismus. Geschäftsführer kündigt Konsequenzen an

„Dieser Vorfall wird Konsequenzen haben“, kündigt Ku'dorf- Geschäftsführer Stefan Wahl an. Nachdem ein Türsteher vor drei Wochen vier nigerianischen Studenten den Zutritt ins Ku'dorf verwehrt hatte, ist das unterirdische Touristenlokal in der Joachimstaler Straße in Charlottenburg ins Zwielicht geraten.

Für Kirsten Spittmann und ihre Freunde endete der Abend Mitte Dezember alles andere als erfreulich. Die drei deutschen und vier nigerianischen Studenten wollten ins Ku'dorf, wurden aber vom Türsteher abgewiesen: „Er wollte von einem unserer Freunde aus Nigeria den Ausweis sehen, als dieser nur einen nigerianischen und keinen deutschen vorweisen konnte, wurde uns erklärt, wir könnten das Ku'dorf nicht betreten.“ Die lapidare Begründung: Es könne ja eine Schlägerei oder eine Messerstecherei geben. Ziemlich barsch („Macht endlich den Eingang frei“ und „Raus hier“) wurden die Jugendlichen aufgefordert, zu verschwinden. Für Kirsten Spittmann ist klar: Der Türsteher habe den Ausweis nur sehen wollen, um die Nigerianer einzuschüchtern und dann einen Grund zu haben, sie nicht ins Lokal hineinzulassen. „Für mich ist das ein Beispiel für besten Rassismus“, sagt Spittmann. Sie fragt sich, warum die Leute nicht auf Waffen untersucht würden, wenn tatsächlich eine Messerstecherei befürchtet werde.

Daß der Türsteher „nicht korrekt“ gehandelt, ihm in dieser Situtation „die gewisse Sensibilität“ gefehlt habe, gibt Ku'dorf-Geschäftsführer Stefan Wahl zu. Jedoch weist er strikt zurück, daß das Lokal ausländerfeindlich sei. „Bei uns heißt die Devise: Jeder kann reinkommen. Etwas anderes können wir uns auch gar nicht leisten.“ Der Vorfall am 14. Dezember sei „ein Einzelfall“. Im übrigen müsse man bedenken, welchem Streß ein Türsteher jeden Abend ausgesetzt sei. Als Entschuldigung wolle er das aber nicht verstanden wissen.

Stefan Wahl hat nach dem „nicht schönen“ Vorfall Konsequenzen angekündigt. „Ich habe mit dem Chef der Sicherheitsfirma gesprochen, die unsere Türsteher anstellt. Ich werde mich dafür einsetzen, daß der betreffende Mann nicht wieder an unserer Tür stehen wird.“ Immerhin gehe es um das Image des Ku'dorfs. Wahl beteuert: „Wir sind keine Arier-Kneipe.“ Das habe erst die Silvesterfeier am Dienstag gezeigt. „Wir hatten viele ausländische Gäste.“

Inzwischen hat sich der Geschäftsführer bei Kirsten Spittmann in aller Form entschuldigt. Die von der Studentin angeschriebene Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) reagierte mit einem Brief. Tenor: Gut, daß sich jemand mal um solche Vorfälle kümmere. Jens Rübsam

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