: David und Goliath als Pioniere im Internet-Banking
■ Keine Einigkeit bei den Banken über die Sicherung der Kundenüberweisungen
Hamburg (taz) – Die Deutsche Bank hat den Kampf gegen die kleine Hamburger Sparda-Bank aufgenommen. Turnierfeld ist der weltweite Computerverbund Internet. Als zweiter deutscher Anbieter folgte damit die Frankfurter Großbank (2.500 Filialen) kürzlich der Genossenschaftsbank (14). Die Auseinandersetzung geht um die Sicherheit des Internet-Banking, des Geldüberweisens über das weltweite Computernetz also: Absicherung per Hard- oder Software ist die Frage. Eine Million Bundesbürger bankern schon vom heimischen Schreibtisch aus: „Homebanking“ läuft mittels PC, Datenübertragungsmodem, Telefonanschluß und, meistens, einem Telekomabonnement von T-Online.
Die Deutsche Bank (http:// www.deutsche-bank.de) baut auf altvertraute Sicherheitsschranken, auf die Persönliche Identifikationsnummer (PIN) sowie auf die einmalige Transaktionsnummer (TAN). Freundliche Unterstützung gewährt die Polizei: „Beim Homebanking“, sagt Carl Bellmann vom Landeskriminalamt Hamburg, „ist die PIN noch von niemandem geknackt worden.“ Skeptisch ist der Leiter des Referats Spezielle Betrugsdelikte aber für die Zukunft: „Grundsätzlich entwickelt sich mit der Computer- Kriminalität eine völlig neue Dimension.“ Die Sparda-Bank sorgt sich derweil noch um die Gegenwart; statt auf PIN und TAN setzt sie auf eine Hardware-Lösung für ihr NetBanking. „Wir setzen die Sicherheitslatte höher an als die Deutsche Bank“, ist sich Marketingleiter Dieter Miloschik sicher. Der Zauberschlüssel zur Geldsicherheit heiße MeChip. „Jeder Chip ist ein Unikat.“
Die traditionellen Software-Sicherheitslösungen hätten ein grundsätzliches Problem: den Virusangriff. Unbemerkt könne ein Computervirus über das Internet auf den heimischen Rechner gelangen, fürchtet die Sparda-Bank (http://www.sparda-hh.de). Auch der Hamburger Datenschützer Uwe Schläger glaubt an die Sparda-Hardware: Sie sei bei Finanztransaktionen „sicherer“ als Software-Lösungen. Ob sie darüber hinaus aber auch die Anonymität der Bankkunden genügend wahrt, bleibt bislang offen.
Die Verbraucher benötigen derweil viel Geduld. Mit PC und Modem der gehobenen Mittelklasse dauert es etwa fünf Minuten, bis der Kontostand abgefragt oder eine Überweisung ausgefüllt werden kann. Die Kundschaft der ersten Internet-Filiale einer deutschen Bank muß obendrein bislang ohne eine Gebrauchsanweisung auskommen. Hermannus Pfeiffer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen