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■ Zur tatsächlichen Scientology-TerminologieVon Grad 0 bis CLEAR

Ganz so harmlos, wie der Weg zum CLEAR im Dianetik-Schnupper-Workshop (siehe oben) vermittelt wird, ist er nicht. Peter Voßmerbäumer, ein gelernter Hotelkaufmann, der zwanzig Jahre lang Scientologe und am Ende Top-Manager war und 1992 endgültig ausstieg, hat letztes Jahr das jüngste Buch zu den Gepflogenheiten von Scientology veröffentlicht. (Inside Scientology. Meine Erfahrungen im Machtapparat der „Church“. Universitas-Verlag München.)

Das im Text genannte „Auditing“ wird in sogenannten Intensiven (bestehend aus zwölfeinhalb Stunden) verkauft. Jede/r PRECLEAR muß mindestens zwei Intensive ableisten, vorangestellt ist ein obligatorischer Kommunikationskurs, bei dem die PRECLEARs das starre Sitzen trainieren und darauf getrimmt werden, auf jede Frage des Auditors eine Antwort zu geben. Dabei hagelt es nur so von (imponierenden) Abkürzungen: TRs sind Trainingsroutinen, TR 1 bis TR 4 muß durchlaufen werden, um dann zum OT TR 0 zu gelangen. OT steht für einen Operating Thetan, laut Scientology ein Wesen, das nach Druchlaufen aller OT-Stufen völlig erhaben ist über Materie, Raum und Zeit. Ein OT hat den CLEAR-Status längst hinter sich, wobei sich ein „Clear“ durchaus auch schon im „Übermensch“-Stadium befindet, frei von Ängsten und Verdrängungen.

Das ist teuer, kostet Geld, Zeit und verlangt auch Unterordnung, zum Beispiel unter das E-Meter, mit dem der PRECLEAR während des Auditing verbunden ist. Das E-Meter mißt über den Hautwiderstand geistige Spannung. Voßmerbäumer beschreibt all dies im klassischen Scientology-Jargon. – Er selbst ist ein Beispiel für die allumfassende Korruptheit im Umfeld der Sekte. Sein Buch wollte er „der Church“ teuer verkaufen. Diese lehnte ab. O.S

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