■ Mit dem Südpazifik auf du und du
: Her mit dem Atommüll

Sydney (IPS) – FÜr die Bewohner des Südpazifiks gibt es offenbar kein Ende des nuklearen Alptraums: Zwar sind die Atomtests beendet, dafür aber sind auf wenigstens zwei Atollen atomare Endlager geplant.

Seit 1946 gingen dort mindestens 291 Atombomben hoch. Damit soll seit vergangenem Jahr endgültig Schluß sein. Schon März 1996 waren Frankreich, die USA und Großbritannien der atomwaffenfreien Zone im Südpazifik beigetreten.

Nur ein Inselstaat hat das auch als Vertrag von Rarotonga bezeichnete Abkommen nicht unterzeichnet – aus gutem Grund. Die Marshallinseln, die mit den US-Atomtests auf dem Bikini- und dem Eniwetok- Atoll traurige Berühmtheit erlangten, wollen einige der schwer verseuchten Inseln als Endlager für Atommüll zur Verfügung stellen. Die Gründe sind einfach: Die Marshallinseln brauchen Geld. Zudem sind die beiden Testatolle so schwer strahlenverseucht, daß sie ohnehin unbewohnbar sind. Aus den Einnahmen durch das Endlager wollen die Marshallinseln ihre weitere Entwicklung finanzieren.

Gut 4.000 Kilometer weiter östlich von den Marshallinseln hat die US-amerikanische Firma KVR Inc. die Palmyra- Inseln gekauft. Die 50 unbewohnten tropischen Atolle, rund 1.600 Kilometer südlich von Hawaii, bieten eine Landfläche von zusammen gerade zwölf Quadratkilometern. Dort will der Brite Alex Copson in Absprache mit den USA ein Endlager für Plutonium aus Rußland errichten. Nach Berichten des Pacific News Bulletins, dem Magazin der pazifischen Anti-Atom-Bewegung, sollen dort in den nächsten 20 Jahren bis zu 200.000 Tonnen Plutonium und Kernbrennstoffe eingelagert werden.

Versüßt wird der Vorschlag mit einem Treuhandfonds für die pazifischen Inselstaaten über 100 Millionen Dollar, aus dem Entwicklungs-, Bildungs- und Umweltschutzprojekte finanziert werden sollen. Die Anrainerstaaten, so Copson, hätten mit Palmyra die einzigartige Chance, der ganzen Welt einen Dienst zu erweisen.

Darauf hat jedoch der südliche Nachbar Kiribati schon verzichtet. Das Parlament der Inselrepublik lehnte den Plan bereits im vergangenen Mai einstimmig ab. Die Palmyra-Inseln zählen zu den Linien-Inseln, deren größter Teil zu Kiribati gehört. Von der Grenze des Inselstaates mit 72.000 Einwohnern bis nach Palmyra sind es gerade einmal 100 Kilometer.

Ob es bei diesen Endlagerplänen bleibt, ist fraglich. Dem Pacific News Bulletin zufolge durchkämmt schon seit zwei Jahren eine Guppe von Unternehmen der Atombranche den Südpazifik nach geeigneten Endlagern.