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Eine Kinderzeitung feiert ihren zweijährigen Geburtstag Von Jörg Walser

Nina interviewt Cheerleader, Dennis erklärt das Handy, Golnaz beschäftigt sich mit Armut in Hamburger Familien, Julian erzählt Geschichten und Ole dichtet. Die fünf HamburgerInnen sind zwischen 10 und 14 Jahre alt und machen ihre eigene Zeitung: die Zeppelin Zeitung. Die feiert in diesen Tagen ihren zweiten Geburtstag.

Können denn Kinder Zeitung machen? Sie können, wenn sie die nötige Unterstützung bekommen. Bei Zeppelin sind es zwei StudentInnen der Erziehungswissenschaft, die sich neben Studium und Jobs im Zeitungsprojekt engagieren. Yvonne Vockerodt und Jockel Wolf leisten Hilfestellung, aber gemacht wird das bunte Zwölf-Seiten-Blatt von den etwa 30 Jungredakteuren selbst.

Denn für die Zeppelin-Kinder gilt: alle machen alles. Die Kids recherchieren und schreiben nicht nur eigenständig die Artikel. Sie beschäftigen sich auch mit Fragen der Seitengestaltung oder des Verkaufs. Selbst so manche Anzeige, die im Blatt erscheint, hat einer der jungen Akteure vermittelt.

Ins Blatt kommt bei Zeppelin alles, was die JungjournalistInnen schreiben. Deswegen ist die Themenpallette kunterbunt gemischt, wenn es auch Themen gibt, die die Kinder und Jugendlichen besonders beschäftigen: Umwelt, Tiere, Rätsel, Geschichten und – den professionellen Jugendmagazinen nachempfunden – Hitparaden.

Yvonne Vockerodt, einer der beiden BetreuerInnen, ist es wichtig, „Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Die jungen RedakteurInnen sollten spüren, meint die 26jährige: „Ich werde ernst genommen. Ich kann selbst was machen.“

Von Schülerzeitungen grenzt sie sich bewußt ab: „Ich wollte das Projekt von der Schule so unabhängig wie möglich halten“, erklärt Vockerodt, die das Projekt initiiert hat: „Hier soll es nicht um Leistung gehen.“ Stattdessen solle spielerisch gearbeitet werden.

Noch sind die Möglichkeiten beschränkt. Das vom Verein Zeppelin Kultur e. V. getragene Projekt finanziert sich aus bescheidenen Anzeigeneinnahmen und dem Verkaufserlöß. Die Druckkosten – die letzte Ausgabe erschien immerhin mit einer Auflage von 3.000 Stück – werden nur knapp hereingeholt. Erhältlich ist das viermal jährlich erscheinende Blatt bisher nur über den sporadischen Straßenverkauf und die Bücherhallen Grindel, Eppendorf und Eimsbüttel.

Das wollen die jungen Zeitungsmacher ändern. Mit einer höheren Auflage, hofft Vockerodt, würde das Blatt für Anzeigenkunden und Sponsoren interessanter. Außerdem könnte Zeppelin so eines Tages am Kiosk erhältlich sein.

Das ist vorerst noch Utopie. Erst einmal erhoffen sich die BlattmacherInnen, über Hamburger Schulen weitere Mitakteure zu gewinnen. Denn die Redaktion kann noch eine ganze Menge schreibfreudiger Kinder und Jugendliche gebrauchen. Über die Schulen würden sie auch gerne ein eigenes Verteilernetz aufbauen und so ihr Blatt als „Hamburger Medium für junge Meinungen“ etablieren. Über Kinderkulturtermine wollen sie informieren und vielleicht einmal gar zu einer „Kindernachrichtenagentur“ werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Die Redaktionstreffen von Zeppelin finden jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr im Zeppelin-Büro in der Rentzelstraße 10 a statt,

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