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Verrat: Meine beste Freundin heiratet

■ „Walking and Talking“ von Nicole Holofcener behandelt ein echtes Sakrileg

Wieviel Schaden die Bezeichnung „häßliche Gurke“ anrichten kann, muß Amelia (Katherine Keener) in „Walking and Talking“ erfahren. Man kennt diese kleinen frozzelnden Namen, die man Leuten im stillen verleiht. Dumm nur, wenn, wie in Amelias Fall, der Betroffene – ein Gelegenheitsliebhaber – davon Wind bekommt und auf Nimmerwiedersehen aus ihrem ohnedies schon erotisch unterversorgten Leben verschwindet.

„Down-dating“ ist laut Regisseurin Nicole Holofcener der Fachbegriff für die weitverbreitete Anbandelungstaktik, „sich mit jemandem zu verabreden, den man für wenig attraktiv hält“. Für Amelia wird daraus ein komplettes Eigentor, zumal sie sich von Bill (Kevin Korrigan) – der besagten „Gurke“ – auch noch sagen lassen muß, sie selbst habe doch wohl das ein oder andere Kompliment bitter nötig. Katherine Keener, die Darstellerin der Amelia, scheint prädestiniert für leicht verwirrte Frauencharaktere, die entfernt an den verhuschten Charme Diane Keatons denken lassen. Optisch selten nachvollziehbar, plagen ihre Figuren Zweifel am eigenen Charisma.

Dringend benötigten Rat findet Amelia bei ihrer Freundin Laura, mit der sie schon seit beider Mädchentagen die jeweiligen Privatangelegenheiten durchhechelt. Gerade diese langjährige Freundschaft muß nun einige Bedrohungen und Metamorphosen hinnehmen. Laura steht nicht nur vor dem Abschluß ihrer Therapeutinnen- Ausbildung, sondern sie plant auch das heimliche Sakrileg jeder echten Busenfreundin gegenüber: nämlich die Heirat.

Da man es hier mit einer Komödie zu tun hat, sind natürlich Beziehungsgequatsche und der Comedy-Dauerbrenner Telefonsex unverzichtbare Zutaten. Besuche auf einer Horror-Konvention, der tragikomische Leidensweg von Amelias Katze und ihre nörgelige postromantische Beziehung zu einem Exfreund runden das Ganze ab. Nur zum Schluß hin bedient sich der Film leider allzu oft der „I think we should talk“-Schiene. Gudrun Holz

„Walking and Talking“. Regie: Nicole Holofcener. Mit: Katherine Keener, Anne Heche, Todd Field u.a. USA 1995, 83 Min.

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