: Natürlich Kasse machen
■ Neue Hamburger Privat-Krankenkasse zahlt auch Naturheilverfahren
Akupunktur oder Shiatsu statt Chemie, Heilpflanzen statt Schmerztabletten auf Krankenschein – eine neue Hamburger Privatkasse hat eine lukrative Nische im Konkurrenzkampf der Krankenkassen gefunden. Seit Jahresbeginn ist die „Securvita Betriebskrankenkasse“ allgemein zugänglich. Rund 5000 Mitglieder konnte der Newcomer in kürzester Zeit gewinnen, und „die Telefone laufen weiter heiß“, sagt Verwaltungsratschef Thomas Martens. Bis Ende 1997 will die Naturkasse, die mit Greenpeace als Nachbar am Hamburger Fischmarkt sitzt, es auf 50.000 Mitglieder gebracht haben.
Die sanften Heilmethoden, die die frühere Reederei-Betriebskrankenkasse gleichberechtigt neben der Schulmedizin übernimmt, liegen voll im Trend. Daß die Kassen die Kosten von Naturheilverfahren erstatten sollen, wünschen sich nach einer Umfrage 60 Prozent aller Bundesbürger. Drei von vier Ärzten sind inzwischen bereit, diese Mittel auch zu verschreiben.
Doch die gesetzlichen Krankenkassen tun sich schwer, homöopathische, anthroposophische oder pflanzenheilkundliche Behandlungen zu übernehmen. So geht die Siegburger Verbandszentrale der Ersatzkassen (VdAK) weiter davon aus, daß Naturmedizin höchstens im Einzelfall nach besonderer Prüfung von der Kasse bezahlt werden darf.
Weil die „Securvita“ anderer Meinung ist, hat der VdAK das Berliner Bundesversicherungsamt eingeschaltet. Das soll nach den Worten eines VdAK-Sprechers „ein Auge darauf haben, ob das, was von der Securvita finanziert wird, den gesetzlichen Rahmen nicht überschreitet“. Martens ist sicher, daß die angebotenen Leistungen rechtens sind. „Die Bezahlung besonderer Therapierichtungen wie anthroposophische Medizin oder Homöopathie ist nach dem Sozialgesetzbuch auch den gesetzlichen Kassen möglich“, meint er.
Der Argwohn habe andere Ursachen. „Offensichtlich nehmen die etablierten Ersatzkassen uns als Konkurrenz mit besonderem Profil so ernst, daß sie sogar die Wettbewerbsgrundsätze grob mißachten“, betont Martens.
Maya Abu Saman
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