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„Wasser auf Mühle der Rechten“

■ In der Alsterdorfer Sporthalle feierten 8000 Menschen das kurdische Newroz-Fest / SPD-Politiker mahnten zur Gewaltfreiheit Von Markus Götte

Sie feierten ihr Ereignis des Jahres – Newroz, das kurdische Neujahrsfest: 8000 Menschen füllten am Samstag die Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Besondere Note erhielt die Veranstaltung durch Redebeiträge des Hamburger SPD-Landesvorsitzenden Jörg Kuhbier und des Ausländerbeauftragten Günter Apel.

Newroz, das ist nicht nur eine Neujahrsfeier, sondern vor allem auch ein Widerstandsfest; ein Fest mit Tradition, das sich gegen Unterdrückung und Fremdbestimmung des kurdischen Volkes richtet. Auf der Bühne spielen Theatergruppen und Musikcombos und es werden Reden gehalten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung: Der Krieg der türkischen Regierung gegen die KurdInnen und deren Widerstand gegen diese Unterdrückung. Auch in der BRD wird es KurdInnen immer schwerer gemacht, sich politisch zu artikulieren. Deswegen werten die kurdischen Verbände es als Erfolg, daß – nach den Verboten von Kundgebungen und Newroz-feiern im vorigen Jahr – die Hamburger Kulturbehörde das Fest diesmal unterstützt hat.

Verhalten kritisch äußerten sich am Samstagnachmittag auch die Stargäste Kuhbier und Apel über die Politik der Türkei. Dort herrschten erschreckende und teilweise menschenverachtende Zustände, mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit habe das nichts zu tun, sagte Kuhbier. Gegenüber der taz betonte er, er habe keine Berührungsängste, auf einer kurdischen Veranstaltung zu reden. „Ich will Solidarität und Entgegenkommen zeigen. Zeigen, daß die Vorwürfe 'kriminelle und drogendealende Kurden' falsch sind.“ Auf der Bühne unterstrich er zudem: „Ich erkenne das Streben nach Frieden und Selbstbestimmung aller Kurden an.“ Aber: „Gewalt, das ist keine Lösung.“

Ein wichtiges Anliegen war für die SPD-Politiker aber auch die Ruhe vor der eigenen Haustür. Mit Sorge sprachen sie über die Anschläge gegen türkische Einrichtungen in Hamburg. „Das ist doch Wasser auf die Mühlen der Rechten“, mahnte Günter Apel. Dabei bezog er sich auch auf eine Stellungnahme von 16 kurdischen Vereinen und Initiativen in Hamburg, die vor zwei Wochen eine Erklärung zur Gewaltfreiheit veröffentlicht hatten.

Beide Politiker enthielten sich jedoch jeglichen Kommentars über das Verbot zahlreicher kurdischer Vereine und der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Das war allerdings von den kurdischen Verbänden als falsch und politisch unzweckmäßig kritisiert worden. Auch am Samstag stellten die Gäste ihre Position eindeutig klar. „Türkei, Terrorist“ schallte es durch die Halle – auch die PKK ließen sie hochleben.

Heute findet eine weitere New–roz-Veranstaltung statt: eine „Demonstration für Freiheit und Selbstbestimmung des kurdischen Volkes“, Treffpunkt 16.30 an der Moorweide/Dammtor.

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