■ Soundcheck: Gehört: John S. Hall Trio
Gehört: John S. Hall Trio
John S. Hall ist ein Prediger modernen Zuschnitts. Seine rechte Hand fuchtelt erregt in der Luft, die linke umkrallt ein Buch, das eine Bibel sein muß. Er preist Jesus Christus, weil der heute Zucker in Kokain verzaubert hätte, und er warnt vor den Mächten Luzifers. Sasha Forte (Geige, Gitarre) und Bradford Reed, der einen Apparat zwischen Cello, Zither und Baß bedient, spielen mit sakraler Anmut, um sodann den konvulsivischen Rhythmen einer Teufels-austreibung zu verfallen.
Ja, Teufelsaustreibung! Hall, ein Mann mit weichen Zügen und harten Worten, legt die schwarzen Mächte frei, die im Menschen wüten. Mit schriller Stimme schreit er die Gewaltphantasie „On The Metro North“ über die Lust, einem Passagier die Fresse zu polieren. Im bizarren „My Lover“ malt er sich hingegen aus, wie seine Gespielin ihm Wachs auf die Brustwarzen tropfen läßt. Und schließlich rät er all den Intellektuellen unter den Zuhörern, zu ihrem kleinen Penis zu stehen. Da klingt er wie ein Seelenklempner, denn schließlich sind Psychologen die Exorzisten der modernen Welt.
Erstaunlich, mit welcher Präzision Hall die Wortkaskaden seines Albums The Body Has A Head reproduziert. Nur manchmal muß er ins kleine Buch schauen, das keine Bibel ist, sondern seine Textsammlung. Also auch irgendwie eine heilige Schrift. Und weil es immer noch viel Böses gibt, kommt John S. Hall zurück: Am Sonntag um 22 Uhr wird er die Höllenbrutstätte Heinz Karmers Tanzcafé von den schwarzen Mächten befreien. Christian Buß
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