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Nutzen des Messeausbaus bleibt im dunkeln

■ Ob die teure Erweiterung der Hallen am Funkturm für das Land mehr Ertrag als Kosten bringt, weiß niemand genau. Alte Zugpferde wie die Grüne Woche reichen nicht mehr

Um Aussteller und BesucherInnen buhlen die internationalen Messeplätze mit immer neuen Veranstaltungsideen. Diese wenden sich oft an ein Nischenpublikum und tragen dementsprechend skurrile Bezeichnungen. Da gibt es die FachPack in Nürnberg, eine Messe für Verpackungs- und Lagertechnik. Bremen wirbt mit Dach + Wand um die Branche der Dachdecker und Abdichtungstechniker. Und Berlin ruft demnächst die PizzaTec ins Leben, die Fachmesse für Pizzerien.

Damit nicht genug: Nachdem die Messe GmbH zwischen 1990 und 1995 immerhin 14 neue Veranstaltungen anberaumte, sollen dieses Jahr nochmals vier hinzukommen. Denn die bisherigen Zugpferde Funkausstellung, Grüne Woche, Autoausstellung und Tourismusbörse, die die Masse der BesucherInnen und Aussteller an die Spree locken, reichen den Messe- Managern nicht mehr. Ein Grund: Für rund 2,5 Milliarden Mark baut das Land den Messeplatz am Funkturm aus. Die bisherigen 103.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden um 60.000 aufgestockt, was Berlin dann vor München auf Platz fünf der bundesdeutschen Rangliste bringt.

Doch die neuen Hallen wollen in den kommenden Jahren erst einmal gefüllt werden. Unlängst erhielt die Wachstumsstrategie einen herben Dämpfer: Die Messe konnte die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) nicht aus Frankfurt/Main abwerben. Senat und Messevorstand preisen die Expansion zwar als Garantie des Aufschwungs. Doch ob sich die gigantische Investition tatsächlich auszahlt, steht noch in den Sternen.

Von den betriebswirtschaftlichen Prognosen der Messe GmbH einmal abgesehen, gibt es nämlich keine Berechnung, die die Aufwendungen und Kosten für das Land gegeneinander abwägt. „Eine Studie über die genauen gesamtwirtschaftlichen Effekte des Ausbaus ist mir nicht bekannt“, sagt Marco Hardt, Sprecher des Wirtschaftssenators.

Im laufenden Jahr wird das Land als Eigentümerin des Geländes rund 150 Millionen Mark für Betriebskosten und Bauten ausgeben. Durch die Aktivitäten der landeseigenen GmbH als Betreiberin fließen jedoch nur 42 Millionen Mark zurück. So verbucht die Landeskasse rote Zahlen von rund 108 Millionen Mark.

Messesprecher Michael Hofer kontert: „Unsere Kongresse und Veranstaltungen brachten 1995 eine Kaufkraft von 800 Millionen Mark in die Region.“ Im Jahr 2000 soll es sogar eine Milliarde sein. Die Forschungsstelle für den Handel habe errechnet, so Hofer, daß die Messegäste derartige Summen an Spree und Havel lassen, wenn sie in Hotels übernachten, essen gehen und hiesige Firmen mit dem Aufbau ihrer Ausstellungsstände beauftragen. Das sichere 12.000 Arbeitsplätze.

Ob die Investitionen des Landes angesichts dieser zusätzlichen Wirtschaftskraft allerdings eine gesamtwirtschaftlich vernünftige Verwendung knapper Steuermittel darstellen, vermag selbst Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nicht beurteilen. Die bündnisgrüne Finanzexpertin Michaele Schreyer ist sich hingegen sicher: „Die Erweiterung des Geländes bringt letztendlich nicht soviel ein, wie sie kostet.“ Doch Zahlen, die diese Behauptung untermauern, kann auch sie nicht liefern.

Darauf komme es aber auch nicht an, meint DIW-Forscher Brenke: Mit neuen Veranstaltungen und Hallen zeige die Stadt Profil. „Unternehmen kommen und machen hier Geschäfte. Dabei bleibt natürlich etwas hängen.“ Hannes Koch

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