piwik no script img

Gleiche Schlagworte, andere Bedeutungen

■ Hochschultag an der Technischen Universität zum Thema „Univision“: Interdisziplinarität ist das Ziel, aber der Weg dahin ist heftig umstritten

„Interdisziplinariät“ im Studium, „Zusammenhänge“ transparent machen und „soziale Kompetenz“ fördern – gemeinsame Begriffe fanden die PodiumsrednerInnen bei der Auftaktveranstaltung des diesjährigen Hochschultages an der TU sofort. Nur: Unter den schönen Schlagworten verstanden die sechs VertreterInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft, von Studierenden und Ökogruppen jeweils etwas ganz anderes.

Unter dem Motto „Univision“ traten gestern StudentInnen, WissenschaftlerInnnen und VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik an, um über die Zukunft von Forschung und Lehre an der TU zu debattieren. Während auf dem Podium verbale Einigkeit herrschte, fanden kontroverse Diskussionen erst am Nachmittag in den Arbeitsgruppen statt. Zum Beispiel zu den Themen „Bildungspolitik und Neoliberalismus“ oder „Frauenspezifische Anforderungen an Universitäten“.

Die Podiumsdiskutanten steckten ihre Claims ab: „Keine normierten Menschen“ erwarte die Wirtschaft von der Uni, so Doktor Jürgen Hahn von den Deutschen Telefon-Werken (DeTeWe). AkademikerInnen sollten teamfähig sein, vielseitig interessiert, eben „sozial kompetent“, und sie müßten das „Gesamtsystem“ betrachten. Denn: „Die Basis für unser künftiges Führungspotential“ sieht Hahn in den Studierenden.

„Ich will nicht lernen, wie ich am besten führe“, hält StudentInnen- Vertreter Eugen Januschke dagegen. Vielseitigkeit heißt für ihn: der Erhalt von Uni-Reformprojekten und erweiterte Wahlmöglichkeiten im Studium. Soziale Kompetenz und Interdisziplinarität findet auch Professor Wolfgang Beitz wichtig, aber beides könne innerhalb seines Fachinstituts für Maschinenkonstruktion geleistet werden. Für die Physikerin Scheich schließlich ist jede Form von kreativer Wissenschaft auch interdisziplinär. Sie verweist auf fachübergreifende Forschungserfolge in Informatik und Molekularbiologie.

Die StudentInnen diskutieren mit, sind aber skeptisch: „Die Industrie sagt nur, was sie will, hat aber keine Ahnung, was bei uns an der Uni abläuft“, findet Herbert Bock, der Verkehrswesen studiert. Und Bettina Schörpe, eingeschrieben für technischen Umweltschutz, prophezeit eine rabenschwarze Zukunft: „Die Resonanz in den Arbeitsgruppen ist enttäuschend. Zu wenige engagieren sich.“ Klemens Vogel

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen