piwik no script img

■ VorschlagGratis und drinnen: A Subtle Plague, Svelt und Ain't im Trash

Gleich drei Bands treten heute gratis im guten alten Trash an, um noch einmal gründlich nachzuschauen, ob die Gitarre nicht doch ein Preßlufthammer ist. Headliner sind A Subtle Plague aus dem ehemaligen Flower-Power-Hauptquartier San Francisco. Seit zwölf harten Jahren verknüpft die bunte Truppe um die drei Gebrüder Benji, Christopher und Patrick Simmersbach – deren bewegte Lebensgeschichte dem ZDF immerhin einen Dokumentarfilm mit dem hübschen Titel „The big Pink“ wert war – mehrere Traditionen miteinander: Die Folk-Wurzeln aus den Tagen, da man, getrennt durch Ozeane, auf dem Postweg über Tapes im Unplugged-Sound miteinander kommunizierte, scheinen trotz aller Nähe zum Hardcore der zweiten Generation kräftig durch, wenn das Zusammentreffen von privaten und gesellschaftlichen Krisenerscheinungen in allen denkbaren Varianten durchexerziert wird.

Die Geschichte einer mißlingenden Beziehung heißt schlicht „It's the government!“, und neben straighten Protestsongs gegen Patriotismus, Golfkrieg und die Rhetorik der politischen Klasse bleibt immer noch genug Platz für eine Hommage an Daniel Johnston. Live umgesetzt mit Unterstützung des leicht exaltierten Punk-Shouters Pat Ryan und der zwischen Sylvia Juncosa und Kim Gordon operierenden Analucia de Silva ergibt das, wie bereits vor einem halben Jahr im Knaack-Club zu erleben war, eine mehr als satte Vorstellung von dem, was Rockpower hätte werden können.

Eher mal zur zweiten Garde gehören hingegen die drögen drei von Svelt aus Portland, Oregon, die es bis ins Vorprogramm von Nirvana und auf Platz 4 in den College-Radiocharts gebracht hatten. Auch hier haben Brüder das Heft in der Hand, aber erstens sind Chris und Nate Slusarenko, die vorher bereits als Sprinkler unterwegs waren, eben nur zwei Brüder und ein Bassist – und zweitens fehlt ihrem bratzigen Powerpop dann doch jener obligatorische Schuß Eigenwilligkeit, der ihn irgendwie aus dem derzeitigen Grunge-Updating hervorheben würde.

Und dann gibt es noch die ebenfalls aus San Francisco stammenden Ain't. Nennen ihre Platten „Nope“, „Shit“ und „Slap the Judge“, spielen mit schmutzigem Bass, rumpelndem Schlagzeug und ungelenker Gitarre einen Sound, der rotzig, trotzig und trotzdem kein Stück peinlich ist. Denn obwohl nervtötende Punkereien an der Schießbude niemanden erfreuen und Anleihen bei Metal & Co. nun wahrhaftig keine Rendite mehr abwerfen, sind Refrains wie „It's a shame you lost your dignity“ ja nicht mehr so häufig. Und wenn Frontfrau Laurian erst mal mit ihrem kratzigen Gesang richtig loslegt, liegen zwischendurch sogar Gedanken an L7, Come und die frühen Hole gar nicht so fern. Gunnar Lützow

Heute 20.30 Uhr im Trash, Oranienstraße 40/41

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen