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What's hot, what's notVon Hole zu Hollywood

■ Auf der Suche nach dem richtigen Leben: Biographien sind en vogue. Geschmack in und um Hollywood

Was ist los mit Hollywood, daß es glaubt, das Leben könne glibbrigen Aliens oder hundertundeinen Dalmatinern den Rang ablaufen? Anthony Hopkins tut so, als wäre er jener Spanier kochenden Blutes, den wir als Picasso kennen, und bald wird Michelle Pfeiffer ganz wie die Malerin Georgia O'Keefe in der Wüste von New Mexico meditieren. Ich habe keine Ahnung, wie Pfeiffer die Lederhaut der späten O'Keefe hinkriegen will, aber der Maske wird schon etwas einfallen. Madonna – von der Mutter zur Schmerzensmutter – interessiert sich für Frida Kahlo, deren Leben nach einem Unfall eine Odyssee durch Operationssäle war. Woody Harrelson schließlich spielt den „Tits & Ass“-Verleger Larry Flynt und Courtney Love seine Frau Anthea Flynt.

Haben wir schon erwähnt, daß Love, die als singende Rabaukin der Band Hole nicht gerade um Sympathien buhlt, als Schauspielerin einem Ereignis gleichkommt? Böse Zungen werden behaupten, daß Courtney Love ja nicht viel zu spielen hätte, denn Anthea Flynt war – wenn man Milos Formans Auslegung Glauben schenken darf – eine ganz und gar in ihrem Job aufgehende Stripperin und drogensüchtige Schlampe mit dreckigem Lachen. Zumindest in letzterem deckt sich ihr Image mit dem Courtney Loves, und doch ist da mehr als das: Love stolpert als Anthea am Rand der Welt herum, halb zarte Kakerlakenbraut, halb anstandslose Prinzessin from outer space – eine Frau, die alles an sich vor der Kamera verschwendet. Wenn Love am Ende ganz und gar zeichenhaft blutleer und aufgebraucht vom Leben in der Wanne treibt, möchte man weinen. Was ich damit sagen will: Man pflege seine Vorurteile nicht zu gründlich.

Die drei profitabelsten Filme 1996 waren „Rumble In The Bronx“ (spielte das 22fache der Kosten ein), „Leaving Las Vegas“ (das 21fache) und „Welcome To The Dollhouse“ (das 10fache). Die drei größten Flops: „Mary Reilly“ (46,3 Mill. Dollar Miese), „Big Bully“ (13 Mill.) und „Bogus“ (27,6 Mill. Miese).

Die erste Gurke der Woche kommt von Diane Keaton, die immer Wege findet, beleidigt zu sein. Über ihren Oscar: „Er ist bei meiner Mutter, und ich habe keine Ahnung, wo sie ihn aufbewahrt. Sie stellt ihn nicht raus. Ich habe keine Ahnung, warum sie ihn, verdammt noch mal, nicht rausstellt!“ Die zweite Gurke: Alfred Hitchcock findet sich posthum in dem Magazin People auf einem Werbeplakat für „Atme richtig!“-Nasenpflaster wieder. Andere berühmte Nasen der Kampagne gehören Marlene Dietrich und Stan Laurel.

Zurück zu Michelle Pfeiffer. Ihr neuester Film „One Fine Day“, eine romantische Komödie über zwei Geschiedene mit Kindern, wird Herren- wie Damenträume gleichermaßen wuchern lassen, steht ihr doch George Clooney zur Seite. George Clooney also: die Frisur ganz römischer Imperator, die Statur ganz „Du darfst“. Ich habe mindestens zwei Freundinnen, die, wenn sie nur an Clooney denken, nachts mit einem Lächeln auf ihren Rosenlippen dahinschlummern. Um diesem Zustand kritikloser Verehrung abzuhelfen, ein paar O-Töne: „Ich halte ein 160 Pfund schweres Schwein als Haustier und lasse meine alten Kumpels, die von ihren Frauen rausgeschmissen wurden, bei mir übernachten. Die Jungs müssen Max, mein Schwein, füttern, wenn ich arbeite. Max lebt jetzt neun Jahre bei mir!“ Möchten Sie nun einen Schweinekünstler wie Clooney, frisch, am Leben und mit dem gewissen Hauch von Landleben, tatsächlich näher kennenlernen oder doch lieber eine Künstlerbiographie im Kino sehen? Anke Westphal

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