Saga-Manager lesen Fachzeitschriften

■ Städtischer Wohnungskonzern will sein Betonmischer-Image ablegen

Großsiedlungen auf der grünen Wiese? Betonköpfe, welche die Hamburger Variante des realsozialdemokratischen Plattenbaus exekutieren? Trotz ihres Aufsichtsratsvorsitzenden Eugen Wagner (SPD-Bausenator) ist Hamburgs stadtstaatlicher Wohnungsgigant Saga (220.000 MieterInnen in 96.000 Wohnungen) vorsichtig auf einen neuen Weg eingebogen, wie Saga-Chef Willi Hoppenstedt gestern betonte: Nur noch ein Viertel der jährlich 550 neugebauten Wohnungen würden „auf die grüne Wiese“ geklotzt.

Statt dessen setzt die Saga immer stärker auf die sogenannte „Nachverdichtung“, auf Dachgeschoßaus- und aufbau, auf Lückenschließungen und die dichtere Bebauung in den eigenen Großsiedlungen der 50er, 60er und 70er Jahre. Daß dies zwar mehr Mühe macht, weil jedes Projekt einzeln geplant und viel gründlicher überlegt werden muß, stört die plötzlich so flexiblen Planer weit weniger als früher. Willi Hoppenstedt konnte gestern denn auch gar nicht genug betonen, wieviel günstiger es insgesamt sei, Wohnungen in einem bereits erschlossenen Gebiet „mit Kindergärten, Geschäften, Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln“ zu bauen.

Aufs Klotzen versteht sich die Saga freilich noch immer: 435 Millionen Mark, davon 300 Millionen für Instandhaltung, werden 1997 verbaut, 1998 sollen sogar 500 Millionen investiert werden. Dabei gehe man aber, so betonte Cheftechniker Stefan Könner stolz, viel intelligenter vor als früher: „Wie jetzt auch in den ganzen Architekturblättern betont wird, bringen wir Architekten und Generalunternehmer viel früher zusammen“. Denn das Geheimnis preisgünstigen Bauens liege, so die Erkenntnis, nicht nur im Sparen bei Material und Qualität, sondern „ im klügeren Handling des Bauablaufs“.

Durch die Verknüpfung des Know Hows von Architekt und Bauunternehmer läßt sich erheblich billiger bauen. Mit „nur“ knapp 3.000 Mark pro Quadratmeter in St. Paulis Talstraße oder den 3.900 Mark in dem aufwendig schallgeschützten Projekt Hasselbrookstraße direkt an den Bahngleisen kann sich der Saga-Sozialwohnungsbau durchaus sehen lassen. Um die Baukosten hereinzuholen, müßten Mieter eigentlich „Kostenmieten von um die 30 Mark bezahlen“, so Hoppenstedt. Die öffentlichen Hände subventionieren diese Summe aber auf gut 9 Mark herunter.

Auch der Nutzen der vielgerühmten Nachverdichtung hat seine Tücken: Mit dem zusätzlichen Wohnraum wird nur der Rückgang der Bewohnerdichte ausgeglichen. Hoppenstedt: „Wir füllen die Stadtteile allenfalls wieder ein bißchen auf.“ Florian Marten