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Chinas Frau für Hongkong

■ Übergangsparlament wählt sich eine besonders chinafreundliche Vorsitzende

Shenzhen/Hongkong/Peking (AFP/dpa) – Das prochinesische Übergangsparlament für Hongkong hat am Samstag Rita Fan (51) zur Vorsitzenden gewählt. Die als besonders chinafreundlich geltende Fan war früher Mitglied im Beraterteam von Hongkongs Gouverneur Chris Patten, war von ihm aber entlassen worden. Daraufhin legte sie 1992 auch ihr Mandat im Legislativrat nieder. Das Übergangsparlament soll den Legislativrat ab dem 1. Juli ablösen, wenn Hongkong unter chinesische Verwaltung gestellt wird.

Hunderte von Gewerkschaftern, Abgeordneten und Menschenrechtsaktivisten demonstrierten gestern in Hongkong gegen die von ihnen befürchtete Abschaffung der bürgerlichen Rechte. Patten sprach von einem „schlechten Tag für Hongkong“.

Er rief die Bevölkerung dazu auf, angesichts der Politik Chinas für ihre Autonomierechte zu kämpfen. Zuvor hatte er erklärt, die „Organisation“, die in der chinesischen Sonderhandelszone Shenzhen vor den Toren Hongkongs zusammengetreten sei, habe keine Legitimität, keine Glaubwürdigkeit und keine Autorität in Hongkong. Das 60köpfige Übergangsparlament war Ende Dezember von einem Komitee aus 400 prochinesischen Bürgern Hongkongs ausgewählt worden.

Im Übergangsparlament votierten in geheimer Abstimmung 33 Abgeordnete für Fan und 27 für ihren Herausforderer Andrew Wong. Der Vorsitzende des noch amtierenden Legislativrates erlitt damit eine peinliche Niederlage. Am Mittwoch will der Rat über einen Mißtrauensantrag gegen Wong abstimmen, weil dieser sich im Übergangsparlament zur Wahl gestellt hatte, obwohl er sich stets dagegen ausgesprochen hatte.

Unterdessen wurde in China der Hongkonger Journalist Xi Yang nach mehr als drei Jahren Haft freigelassen. Wegen angeblicher Spionage war er zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. In Hongkong wurde der Schritt als beruhigende Geste gewertet.

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