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Berlin ins Fitness-Studio

■ Abgeordnetenhaus sucht Wege zur Hauptstadt, mit oder ohne Nation

Berlin – Hauptstadt der Deutschen, Hauptstadt der BerlinerInnen oder Hauptstadt ohne Zukunft? Gestern im Abgeordnetenhaus schieden sich die Geister an der Frage, was das eigentlich sein könnte – die Hauptstadt.

In der aktuellen Stunde des Abgeordnetenhauses unter dem Titel „Fit für die Hauptstadt“, die die CDU-Fraktion beantragt hatte, sprach der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen über den Umzug, die erhofften Arbeitsplätze und die Nation. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Klaus Böger, legte einen Prioritätenkatalog vor, mit dem er Berlin hauptstadtfähig zu machen gedenkt, und Petra Pau, Frontfrau der PDS, beschränkte sich auf einige Bemerkungen zum herrschaftlichen Gestus, mit dem Bonn die BerlinerInnen entmündige.

Wolfgang Wieland, Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen, wurde dagegen grundsätzlicher und griff den Kurs des nationalen Selbstbewußtseins, den Innensenator Jörg Schönbohm in Berlin zu etablieren sucht, mit scharfen Worten an. „Es wird gefährlich, wenn man das Bild der Hauptstadt wie der Innensenator benutzt“, sagte Wieland in bezug auf zwei Reden von Schönbohm im vergangenen Jahr, als dieser Berlin als Hauptstadt des nationalen Selbstbewußtseins skizziert hatte. Wieland forderte dagegen, Berlin müsse eine sanfte Hauptstadt werden – für alle Berlinerinnen und Berliner: „Wir brauchen kein nationales Coming-out“, hielt er dem Innensenator entgegen.

Diepgen wies Wielands Vorwürfe gegen konservative Hauptstadtbilder weit von sich. Die Nation sei ein „zutiefst demokratischer Begriff“, und deshalb dürfe Berlin auch eine nationale Hauptstadt werden. „Nicht mit der Vergangenheit müssen wir uns auseinandersetzen, da haben wir keinen Nachholbedarf, sondern mit der Zukunft“, forderte Diepgen. Und ging damit zum pragmatischen Teil der Diskussion über. Dabei versuchte er Optimismus angesichts des Gezerres um den Umzug der Bonner Institutionen zu verbreiten. „Es kommt darauf an, ob der Umzug unumkehrlich entschieden ist“, sagte Diepgen. „Wir brauchen Gelassenheit“, empfahl er den BerlinerInnen und mahnte die Bundesregierung, endlich Standortentscheidungen wie zum Beispiel für das Innenministerium zu treffen. Barbara Junge

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