Betr.: Tang Liang Hong

Schon vor der Parlamentswahl am 2. Januar wußte der Singapurer Oppositionspolitiker Tang Liang Hong, daß ihn seine Kandidatur teuer zu stehen kommen könnte. Nun versucht die Regierung, ihn für immer zu ruinieren.

Mit einer weltweit geltenden juristischen Verfügung ließen Premierminister Goh Chok Tong und andere Regierungspolitiker in der vergangenen Woche Konten und andere Vermögen Tangs und seiner Ehefrau in Höhe von rund 13 Millionen Mark einfrieren.

Denn so hoch könnte die Entschädigung sein, die der Oppositionelle zahlen muß, wenn er die Verleumdungsprozesse verliert. Tang, der Singapur nach der Wahl nach eigenen Angaben wegen Morddrohungen verließ und sich in London aufhält, hatte zuvor angekündigt, er werde sein Haus und andere Besitztümer verkaufen, um die Kosten des Prozesses zu finanzieren. Nachdem er gegenüber einer malaysischen Zeitung sagte, die Regierung wolle ihn „finanziell und politisch begraben“, schob Premier Goh neue Klagen nach.

Die Regierung hat jetzt ein Ausreiseverbot für Tangs Ehefrau und seine Tochter verhängt. Begründung: Sie müßten so lange in Singapur bleiben, bis eine plötzlich anberaumte Sonderüberprüfung abgeschlossen sei. Dafür haben Beamte nach Angaben Tangs sein Büro und die Privaträume durchsucht und Papiere mitgenommen.

Premier Goh Chok Tong und weiterer Spitzenpolitiker in Singapur haben in den letzten Jahren häufiger Kritiker verklagt und viele hunderttausend Mark Entschädigung einkassiert.

Zahlen mußte unter anderem die in Paris erscheinende International Herald Tribune: Sie hatte einen Artikel abgedruckt, in dem von einer politisch willfährigen Justiz die Rede war, die keine unabhängigen Urteile fällt. Das sei eine glatte Verleumdung, befand das Gericht. Foto: Reuter