piwik no script img

Bühne übergebrettert

■ Zu Gast bei der „Confedaracy of Fools“

Zwei Männer in Weste und Boxershorts. Das ist Theater pur – historisch wie erotisch. The Wonderful, Wonderful, Sexy World of Theatre von dem britischen Duo Confederacy of Fools brettert was die Welt hergibt durch die Theatergeschichte, und zwar in englischer Sprache. Wobei „the audiance“ schnell merkt, daß Tony Dunham und Richard Reeves, da in Köln ansässig, Erfahrung mit deutschem Publikum haben; reden sie doch in leicht-verdaulichem Tempo in klarstem Oxford-English.

Los geht's allerdings sprachlos, mit den Neandertalern. Die Bühnenerotik kommt dann spätestens mit Ödipus zum Tragen: „Oedipus, phone home, now. Your mother wants you!“ Dawischen: beste Stand-Up-Comedy. Was der eine als Pseudo-Vortrag bringt, setzt der andere pantomimisch um. Dabei werden schauspielerische Aufwärmtechniken zur dämlichen Farce - wenn nicht gerade über das „classical roman theatre“ hergezogen wird, wo erstmals Eintrittsgeld für Theateraufführungen verlangt wurde. Tja, Kunst und Kommerz.

Bezüge zur theatralischen Gegenwart gibt's also zuhauf. So leisten sich die beiden Bühnenhistoriker zum Thema „Komödie“ einen Disput über landesspezifisches Lachen. Denn merke: bald gibt es nur noch das Euro-Lachen („euro-laugh“) nach Brüsseler Richtlinien...

Mit der Historie wird also nicht nur die Gegenwart entlarvt. Das wird spätestens beim Blick in die Zukunft deutlich, wenn es angeblich nur noch Stücke von „Pope Andrew Lloyd Webber“ geben wird. Tragische Aussichten, das.

Comedy-Fans kommen alle Mal auf ihre Kosten. 10.000 Jahre Historie in 100 Minuten, temporeicher geht es kaum.

Klaus Rathje

Nur noch heute, 20 Uhr, Altonaer Theater

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen