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Stern wird Schnuppe

Der „Stern“ kriegt neue Strukturen. Aber die Probleme bleiben  ■ Von Lutz Meier

Es waren traurige Tage im Oktober. Henri Nannen, der Gründer des Stern, wurde zu Grabe getragen, und alle guckten auf das Blatt, das ansonsten selten mehr die Blicke auf sich zieht. Denn: Der Stern ist nicht mehr, was er war. Dabei hatte man erst im Juli Andreas Lebert als stellvertretenden Chefredakteur ins Blatt geholt, der sich in seinen Tagen beim SZ-Magazin als das erwiesen hatte, was derStern brauchen könnte: Als ein Meister der Wundertüte. Wundertüte, das war Nannen.

Nun ist Lebert gescheitert. Über einen in der Süddeutschen lancierten Artikel drohte er am Freitag indirekt mit Rücktritt. „Ich erwarte daß Funk sich äußert“, sagte er dem Blatt und daß er dem Kollegen brieflich Gespräche über die Zukunft des Stern vorgeschlagen habe. Werner Funk ist der Chefredakteur des Stern, und der hatte zuvor der Redaktion näheres über die von ihm geplante Strukturreform mitgeteilt: Sieben Ressorts statt 13, „Aktuelles“ statt Politik. Einige sahen ihn auf dem Weg zur Info-Illustrierte. Das Problem für Andreas Lebert: Die von ihm eingekauften Edelfedern und Magazinkünstler aus den SZ-Beilagen und dem gemeuchelten Tempo, denen man die Ressortzelle „Modernes Leben“ geschaffen hatte, sollen in einem neuen Großressort verschwinden. Mitsamt der Ziele, so fürchten sie, für die Lebert und seine Mannschaft nach Hamburg gekommen waren: Verjüngung des Stern, in dessen Redaktion, so Spötter, das Prinzip „Vorruhestand am Arbeitsplatz“ herrscht, sowie einer optischen Auffrischung des in den späten 70ern verharrenden Magazins. Wie weit sich Lebert und Funk entfremdet haben, sagen Beobachter, könne man inzwischen spüren. Kommunikation gilt ohnehin als das große Defizit des Stern-Chefs. Aber auch Lebert, heißt es nun, habe sich schnell in die Kreativnische abdrängen lassen – er blieb ein Fremdkörper.

In der Redaktion ist die Stimmung schon seit langem schlecht. Doch die Probleme liegen tiefer und haben mit der Zahl der Ressorts nichts zu tun. Seit Auflage und Anzeigenumsatz behender denn je sinken, versuchen der Großverlag Gruner+Jahr und die Chefredaktion, mit mehr Farbe oder mehr Aktualität wettzumachen, was ihnen selbst fehlt: Eine Vision, was der Stern als Magazin noch sein kann. Der Stern ist eine ganz normale Zeitschrift geworden. Als solche hat er keine Chance mehr. Es droht der Tag, wo er seinen Spitzenplatz am Anzeigenmarkt mit Focus tauscht. Eine Alternative zu Funk hat G+J- Chef Gerd Schulte-Hillen offenbar schon gesucht, aber auch nicht gefunden. Der Stern bleibt, wo er ist – und das unentschlossen.

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