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Stiller Protest

■ Iraner: Hungerstreik gegen Abschiebung

Eine Woche lang verweigerte der Iraner Mehran R., seit Sylvester in Holstenglacis in Abschiebehaft, jegliche Nahrung. Da er sein Essen in der Zelle entgegengenommen und offenbar dort vernichtet hatte, erfuhr die Anstaltsleitung erst auf taz-Nachfrage vom heimlichen Protest, mit dem Mehran R. seine Abschiebung zu verhindern versuchte. Am 2. Februar sollte er nach Teheran ausgeflogen werden. Doch sein Anwalt reichte eine Petition in der Bürgerschaft ein; die Abschiebung wurde deshalb bis zur Entscheidung ausgesetzt.

Obwohl die Anstaltsleitung nicht wußte, daß der Iraner tagelang nichts aß, schätzte sie seine Verfassung als ausgesprochen schlecht ein. Gegenüber Schließern soll er geäußert haben: „Ich werde nur als Leiche in den Iran zurückkehren“. Als suizidgefährdet eingestuft, wurde R. zunächst auf der Beobachtungsstation untergebracht und gestern wieder in den normalen Vollzug verlegt. Auch wenn er „ziemlich desillusioniert“ sei, so erklärte Anne Harms von der Beratungsstelle Fluchtpunkt nach einem Besuch bei R., denke er nicht an Selbstmord.

Im Iran droht R. der Knast. Denn per Gesetz ist dort jegliche politische Opposition, ob im In-oder Ausland, mit hoher Gefängnisstrafe bedroht. Mehran R. hat in Hamburg an Demonstrationen vor dem iranischen Generalkonsulat teilgenommen.

Vor allem aber hat R. Angst, im Iran zu verschwinden: Immer wieder komme es vor, beschrieb er seiner Besucherin, daß Gefangene dort Entlassungspapiere unterzeichnen müßten, obwohl sie im Knast blieben. Die Papiere würden den Angehörigen gezeigt, so daß diese nie wieder im Gefängnis nach dem Verschwundenen fragten. Elke Spanner

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