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Schon Schluß mit dem Ladenschluß?

■ 100 Tage verlängerte Öffnungszeiten: Eimsbüttler Geschäftsleute ziehen erste Bilanz

Ladenschluß – das Thema bewegt auch in Eimsbüttel die Gemüter. Genau 100 Tage alt wird die Neuregelung heute, und die ersten drei Monate haben – wie in vielen anderen Teilen Hamburgs auch – in dem Altbau-Wohngebiet bei weitem nicht die Erwartungen der Geschäftsleute erfüllt. Also zurück zum alten Ladenschluß oder weiter durchhalten? Eine Frage, die unter den LadeneigentümerInnen heiß diskutiert wird.

In der Einkaufsmeile Osterstraße hat seit Beginn der neuen Ladenschlußzeiten nur ein kleiner Teil der Geschäfte die neuen Öffnungszeiten voll ausgenutzt. Lediglich im Bereich der Kreuzung zum Heußweg haben das Kaufhaus Karstadt und einige Lebensmittelgeschäfte bis 20 Uhr geöffnet, im weiteren Bereich der Einkaufsstraße nur noch die Eimsbüttler Filiale der Buchladenkette „Heymann“. Die meisten anderen Läden aber schließen ihre Pforten zwischen 18.30 und 19 Uhr.

Karstadt-Filialleiter Wolfgang Witz, der als einer der wenigen Geschäftsleute mit dem Abendgeschäft seit vergangenen November „zufrieden“ war, rät zum Abwarten: Die Umstellung brauche Zeit, eine überstürzte Rücknahme der längeren Öffnungszeiten sei „ein Fehler“. Das sehen viele Einzelhändler anders. Sie haben, wie Mischa Sarowiecki vom Holland Kaas Import, mit dem „Ladenschluß-Experiment“ bereits abgeschlossen: „Die verlängerte Öffnungszeit bis 19 Uhr hat sich nicht bewährt“, sagt Sarowiecki kurz und knapp. Bernd Lippert, stellvertretender Filialleiter von „Optiker Bode“, hat dem wenig hinzuzufügen: „Die letzte Stunde sitzen wir nur herum und drehen Däumchen.“ Dabei schöpft der Optikerladen die neuen Öffnungsmöglichkeiten schon jetzt nicht voll aus und schließt bereits um 19 Uhr. Noch will der Optiker durchhalten. Wenn aber die anderen anfangen, wieder zu den alten Zeiten zurückzukehren, sagt Bode, „gehen wir wohl mit“.

Manche Kaufleute hoffen nun, daß die hellere und wärmere Jahreszeit die KundInnen zum Einkaufsbummel in den Abendstunden einlädt. Darauf setzen auch der Hamburger Wirtschaftssenator ErhardtRittershaus und der Chef des Einzelhandelsverbandes, Ludwig Görtz. Unisono warnen die beiden davor, „die verlängerten Ladenschlußzeiten vorschnell für gescheitert zu erklären“.

Die KundInnen bräuchten mehrere Monate Zeit, sich auf die neuen Öffnungszeiten einzustellen. Für das Sommerhalbjahr rechnet Görtz weiterhin damit, „daß die abendlichen Einkaufsmöglichkeiten großen Anklang finden“. Viele der Eimsbüttler EinzelhändlerInnen halten solche Durchhalteparolen allerdings für reinen „Zweckoptimismus“. Ob sie noch auf die lauen Sommerabende warten wollen, steht in den Sternen.

Marco Carini/Jörg Walser

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