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Mich plagt die Zukunft

■ betr.: „Warum die Linke nicht mit der PDS koalieren darf“ von Klaus Kreimeier, taz vom 5. 2. 97

So viele wohlersonnene Worte und Wendungen in dieser Kolumne auch stecken, so wenig erfährt die in der Überschrift selbst aufgeworfene Frage nach dem Warum eine echte Antwort. Am Ende des Textes war mir substantiell vor allem dies rübergekommen: „Der ,Notar‘ ist Gysis Schatten“, die PDS „keine acht Jahre nach dem Ende der DDR deren Schrumpfbataillon“. Das einzige Argument gegen Gysi und die heutige PDS ist deren Vergangenheit – sehr dürftig!

Überhaupt ist der ganze Text allein rückwärtsgewandt, ebenso wie die Einstellung der jetzt nur Rechten übergelaufenen ehemaligen Bürgerrechtler. Für die Zukunft „bleibt also einstweilen nur zu hoffen, daß das konservativ-liberale Kartell so schnell zerfällt, daß SPD und Grüne gezwungen sind, ein gemeinsames Konzept zu entwickeln“ – sehr einfallslos.

Einmal ist Gysi „eloquenter Rechtsanwalt“, „der in puncto Brillianz unter den zeitgenössischen Politikern nicht seinesgleichen hat“, später dann „reicht seine Phantasie offenbar nicht soweit“. Ja, was denn nun? „Und überhaupt: (...) Bis heute hat die orthodoxe Linke nicht verstanden, daß Iossif Dschuwgaschwili (gähn, was für ein Rätsel!) mit seinem ganzen Anhang von der Geschichte widerlegt wurde.“ Marx aber noch lange nicht – sehr dumm.

Zum Überfluß wird noch fleißig unter die Gürtellinie gehauen „von der Pfäffin Wagenknecht“ über den „Jonglierkünstler...Trittin“ und dessen „Eiertanz“ bis hin zu Gysis „verlorenem Haufen“, dem „Gerede seiner Führer“ und ihrer „Gehirnwäsche“, von der waghalsigen Idee der „Zerschlagung der kommunistischen Utopie durch Hitler“ ganz abgesehen – sehr infam!

Ach Gottchen, mich plagen andere Dinge als die Vergangenheit, mich plagt die Zukunft! Dieses Schlagloch ist dabei völlig nutzlos, allenfalls ein Beispiel dafür, wie die Zukunft nicht bewältigt werden kann. Zudem gehört es zu den „Bürgerrechten“, selbst von Straftätern, sich bewähren zu dürfen. Soll die Linke also mit der PDS koalieren, Hauptsache die Konservativen kommen weg! Winfried Schneider, Düsseldorf

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