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Kontrollierter Ablauf

■ Schleswig-Holstein beantragt Modellversuch zur Haschischfreigabe

Schleswig-Holsteins Landesregierung hat gestern den umstrittenen Modellversuch zur kontrollierten Abgabe von Haschisch und Marihuana in Apotheken beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin beantragt. Damit soll versucht werden, die Märkte für weiche (Cannabis) und harte Drogen (Heroin) zu trennen.

„Wir schließen jede mögliche Gefährlichkeit des Versuchs aus und gewährleisten einen kontrollierten und steuerbaren Ablauf“, versprach Sozialministerin Heide Moser (SPD). Dabei sei auch klar, daß nach dem Ende des Projekts die heutigen Ausgangsbedingungen wiederhergestellt werden könnten. Das Projekt soll in zunächst drei Regionen anlaufen: in einer ländlich strukturierten, einer städtischen und einer im Ballungsgebiet des Hamburger Umlands.

Während der Versuchszeit sollen Cannabisprodukte in Verpackungseinheiten von 0,5 Gramm in einer Tagesmenge von bis zu fünf Gramm erworben werden können. Der Preis soll über dem Schwarzmarktpreis liegen. Als Gegenwert erhalten die Käufer reine Ware und einen landesweiten Legalitätsschutz, der nur für originalverpackte Produkte gilt. Interessenten erhalten dem Antrag zufolge eine fälschungssichere Teilnehmerkarte, die nur für das Untersuchungsgebiet und den festgelegten Zeitraum gilt. Sie enthält nur eine Nummer – Namen und Daten werden nicht festgehalten.

Die Ministerin rechnet mit einer Antwort aus Berlin „bis Mitte des Jahres“. Ein weiteres Jahr werde die Vorbereitung dauern. Moser betonte, politische Verantwortung bestehe auch darin, junge Menschen vor Sucht, Abhängigkeit und Kriminalisierung zu bewahren. Dies sei mit repressiven Mitteln bisher nicht gelungen. Schleswig-Hol-stein unterstütze deshalb auch die Bundesratsinitiative Hamburgs für eine medizinische Heroinabgabe für Schwerstabhängige. „Diese Menschen sind krank, deshalb müssen wir ihnen helfen“, sagte Moser. dpa

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