: Wildwest in Digitalland
■ Messe lädt zu „Internet World“ ein, obwohl der Name bereits vergeben ist
Im Wilden Westen von Digitalland kämpfen die Clans mit harten Bandagen. Siedlertrecks setzen alles daran, die Weiten der virtuellen Welt unter sich aufzuteilen. Blitzschnell werden neue Ranchs gegründet. Und ebenso schnell fallen sie den Angriffen grausamer Feinde zum Opfer. Gerade versucht die Messe Berlin GmbH, Weideland zu erobern, auf das schon andere Cowboys ihre Rinder getrieben haben.
Vom 27. bis zum 29. Mai soll auf dem Ausstellungsgelände am Funkturm die Messe „Internet World“ stattfinden. Freilich gibt es bereits Veranstaltungen, die genau diesen Namen tragen. Anfang Juni wird in München eine Internet World eröffnet. Düsseldorf wartete schon 1995 mit einer Messe unter derselben Bezeichnung auf und wird das Ereignis auch in diesem Jahr wiederholen. Vorläufiges Ergebnis eines Rechtsstreits um den Namen des Produkts ist nun, daß sich alle Messen „Internet World“ nennen dürfen. Gerade so, als gäbe es drei CeBits oder drei Internationale Automobilausstellungen.
Die Firma „DC Kongresse und Fachmessen“ im bayerischen Starnberg fiel aus allen Wolken, als sie von dem Vorstoß aus Berlin hörte. DC veranstaltet die Internet World in Düsseldorf und hat den Namen nach eigenen Angaben patentrechtlich schützen lassen. Sie beantragte eine einstweilige Verfügung beim Landgericht München, zog jedoch im Eilverfahren den kürzeren. Bis zum Hauptverfahren darf die Messe Berlin ihr Logo also einstweilen weiterverwenden. Man muß nicht, wie zunächst befürchtet, sämtliche Unterlagen und Werbematerialien einstampfen.
Die Messe Berlin argumentiert, sie habe den Namen von einem US-amerikanischen Veranstalter in Lizenz übernommen. Ihre Internet World sei also die ältere Veranstaltung. „Wir sind das Original“, so Projektleiter Michael Degen. Trotz der namensgleichen Konkurrenz hofft man, die Aussteller von Sinn und Nutzen der Berliner Veranstaltung überzeugen zu können: Die Prärie von Digitalland könne mehrere Ranchs gleichzeitig ernähren. Hannes Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
