: Unterm Strich
Preise in Paris: Patrice Lecontes Gesellschaftssatire „Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins“ ist am Samstag abend mit dem César für den besten französischen Film des Jahres 1996 ausgezeichnet worden. Zum besten ausländischen Film wählte die französische Akademie für Filmkunst und Kinotechnik die melodramatische Liebesgeschichte „Breaking the Waves“ des Dänen Lars von Trier. Eröffnet wurde die 22. Preisverleihung mit einer Rede der Schauspielerin Annie Girardot. Die Präsidentin der Jury hatte im letzten Jahr selbst einen César erhalten: „Die Statuette“, erklärte sie bewegt, „hat mir den Geschmack des Salzes und der Sonne wiedergegeben.“
Der hochfavorisierte „Ridicule“ ist die Geschichte eines Landmannes, der kurz vor der Französischen Revolution an den Hof von Versailles kommt, um Geld für die Trockenlegung eines Feuchtgebietes zu erbitten. Dabei gerät er selbst in den Sumpf des dekadenten Adels. Der Film wurde auch für seine Ausstattung (Dekor und Kostüme) ausgezeichnet. Schon jetzt haben 1,7 Millionen Franzosen den Film gesehen. Für die beste Regieleistung indes wurde der César erstmals geteilt: zwischen Patrick Leconte und Bertrand Tavernier. Taverniers Film „Capitaine Conan“ wurde in Frankreich vor allem von der Front National kritisiert. Die Adaption des Romans von Roger Vereel zeigt, wie Ende des Ersten Weltkrieges Soldaten zu Plünderern, Dieben und Mördern werden.
Nach den jüngsten Vorwürfen gegen das Auktionshaus Sotheby's will die britische Regierung die Praktiken auf dem internationalen Kunstmarkt überprüfen. Eine amtliche Untersuchung der angeblichen Fälle illegalen Handels mit Bildern und Antiquitäten werde es aber nicht geben, erklärte eine Sprecherin des Handelsministeriums am Wochenende in London. Zuvor hatte der TV-Sender Channel 4 in einer Reportage Sotheby's beschuldigt, Bilder alter Meister aus Italien zur Versteigerung nach London geschmuggelt zu haben. Außerdem war das Kunsthaus mit der illegalen Ausfuhr indischer Antiquitäten nach London in Verbindung gebracht worden. Zur Erläuterung seiner Vorwürfe berief sich der Autor der Sendung auf 592 Dokumente, die er von einem früheren Sotheby's-Direktor erhalten habe.
„Wir haben 1994 Sotheby's einen Teil der Dokumente und unsere Schlußfolgerungen vorgelegt, aber sie haben offiziell nur geantwortet: ,Kein Kommentar‘“, schilderte Robert Watson den Fall vor Journalisten. Nach seinen Angaben bestätigen die bis 1974 zurückreichenden Dokumente auch ein fragwürdiges Vorgehen von Sotheby's im Zusammenhang mit der Ausfuhr von Kunstwerken aus der früheren Tschechoslowakei, Ägypten und Frankreich. Watson setzt sich für „eine europäische Polizei-Einheit zur Überwachung des Kunsthandels über Grenzen hinweg“ ein, die die Herkunft der Kunstwerke prüft.
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