■ Querspalte: Ein pfundiges Geschäft
Well done, British Airways! Cleverer als die britische Fluggesellschaft kann ein Unternehmen kaum für sich werben. Da schaltete man anläßlich des zehnten Jahrestages der eigenen Privatisierung eine Hotline, unter der 200 Tickets zum Preis von zehn Pfund – gleich 27 Mark – für einen Flug mit dem Überschallflieger Concorde verlost wurden. Und prompt rangelten sich 20 Millionen Schnäppchenjäger in Europa und den USA um die Dumping-Tickets.
Nun sei Mister und Mistres Levi aus Milton Keynes, die als erste zwei Karten ergatterten, der ultraschnelle Flug von London nach New York und zurück herzlich gegönnt – und den anderen 198 glücklichen Gewinnern natürlich auch.
Aber es bleibt doch traurige Wahrheit, daß 19.999.800 AnruferInnen, die die British-Airways-Hotline wählten, leer ausgingen. Lottospielen wäre aussichtsreicher gewesen. Für British Airways war es gleichwohl ein gelungener Coup. Billige Werbung und am Ende sicher auch gute Umsätze. Denn der/die eine oder andere glücklose AnruferIn wird sich demnächst vielleicht doch für einen Concorde-Mitflug entscheiden – zum regulären Preis von rund 17.000 Mark.
Für gute Geschäfte hat die einstige Staats-Airline seit der Privatisierung ohnedies ein Händchen: In zehn Jahren 3,25 Milliarden Pfund Gewinn, allein 1996 ein Plus von 583 Millionen Pfund – auf so ein Ergebnis schaut nicht nur die Lufthansa voller Neid. Zufriedene Gesichter auch bei der British Telecom und anderen Telefongesellschaften: Da eigens zur Verlosung viele zusätzliche Leitungen freigeschaltet wurden, kamen viele AnruferInnen durch – über eine Million schon Stunden vor dem eigentlichen Start der Aktion. Hat nur jedeR durchschnittlich eine Gebühreneinheit von zwölf Pfennigen vertelefoniert, summiert sich das bereits auf 2,4 Millionen Mark.
Vielleicht zeigen sie sich ja im Gegenzug erkenntlich: indem ihre MitarbeiterInnen bei Geschäftsreisen vorrangig British Airways buchen – zum Beispiel. Gudrun Giese
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