piwik no script img

Zuspitzung in Zaire

■ Regierung rüstet Hutu-Milizen auf und verhängt Demonstrationsverbot

Kinshasa (dpa/AP/AFP) – Zaires Armee rüstet ehemalige ruandische Soldaten und Hutu-Milizkämpfer im größten Flüchtlingslager des Landes massiv mit Waffen für eine Offensive gegen die Rebellen im Osten des Landes auf. Nahezu täglich bringen Flugzeuge das Militärmaterial bislang unbekannten Ursprungs direkt in das Lager Tingi-Tingi, wo rund 150.000 Flüchtlinge aus Ruanda und Burundi notdürftig versorgt werden, berichten am Samstag Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR.

Rebellenchef Laurent Kabila hatte am Vortag eine Zusage an das UNHCR zurückgenommen, das Lager nicht anzugreifen. Angesichts der Aufrüstung der mit den zairischen Streitkräften verbündeten Hutu-Milizen sei Tingi-Tingi ein Angriffsziel, erklärte Kabila, dessen Truppen in den letzten Monaten weite Teile Ostzaires erobert haben. Er gebe den Vereinten Nationen zwei bis drei Tage Zeit, das Problem zu lösen, erklärte Kabila am Samstag. Falls nichts geschehe, werde das Lager angegriffen. Zugleich sagte Kabila, die drittgrößte zairische Stadt Kisangani werde „bald fallen“.

Bei Kämpfen bei Lubutu, zwischen Tingi-Tingi und Kisangani, wurden vier serbische Söldner auf Seiten der Regierungsarmee verletzt. Sie wurden nach Kisangani ausgeflogen. Nach westlichen Angaben war es das erste Mal, daß die von der Regierung angeworbenen ausländischen Söldner direkt an den Kämpfen teilnahmen.

In der Hauptstadt Kinshasa demonstrierten unterdessen am Samstag etwa 100 Menschen gegen Präsident Mobutu Sese Seko und ließen Rebellenführer Laurent Kabila hochleben. Sicherheitskräfte schritten nicht gegen die Kundgebung ein. Die Regierung von Zaire hatte am Freitag Proteststreiks und politische Versammlungen verboten und erklärt, wer dagegen verstoße, werde als Agent des Feindes behandelt. Ob der für gestern angekündigte Protestmarsch von Christen in Kinshasa zustandekam, war bis zum Nachmittag nicht bekannt.

Hintergrund Seite 16

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen