: Lemwerder: Vorbild für Bavaria?
Ein florierender Betrieb, der allein aufgrund extremer wirtschaftlicher Not des Mutterunternehmens dichtgemacht werden sollte: Der Flugzeugwerft der Deutschen Aerospace AG (Dasa) im niedersächsischen Lemwerder bei Bremen drohte im Oktober 1993 ein ähnliches Schicksal wie der Bavaria-St.- Pauli-Brauerei heute. Durch politische Intervention wurden der Standort und die Hälfte der Belegschaft schließlich gerettet.
In Lemwerder sollten der gesamte Standort und damit die 1139 Stellen im Luftfahrt-Bereich auf einen Schlag wegfallen. Flugzeugwartung war nach Ansicht des Münchner Mutterkonzerns Dasa in Deutschland nicht länger wettbewerbsfähig. Der Vorstand hatte nicht mit der niedersächsischen Landesregierung gerechnet: Der damals frisch ins Amt gewählte Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) erklärte die geplante Schließung für „nicht gerechtfertigt“. Auch bestritt er die angebliche schlechte Auftragslage für zivile und militärische Flugzeugwartung.
Nach monatelangen Verhandlungen präsentierten Dasa-Vorstandschef Jürgen Schrempp und Schröder am 1. September 1994 folgende Lösung: Das Werk geht in eine staatliche Auffanggesellschaft über; Trägerin der Aircraft Services Lemwerder, einer eigenständigen Firma für Flugzeugwartung, war fortan das Land Niedersachsen. 600 MitarbeiterInnen werden weiterbeschäftigt. 1995 erwirtschaftet die ASL bei einem Umsatz von 74 Millionen Mark ein ausgeglichenes Ergebnis.
Im November 1996 wird die ASL zu einem symbolischen Preis an drei Privatinvestoren weiterverkauft. Das hatte die Europäische Kommission nach Prüfung der öffentlichen Hilfen gefordert. hh
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