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Fußgänger und Radler ab durch die Pampa

■ Neubautrasse der Anhalter Bahn durchschneidet Teltower Mauerstreifen

Die längste autofreie Ost-West- Verbindung im Süden Berlins wird gekappt. Der Neubau der Fernbahnstrecke zwischen Lichterfelde Süd und Teltow ist inzwischen so weit fortgeschritten, daß er den ehemaligen Mauerstreifen an der Landesgrenze durchschneidet und Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer zu einem Umweg von drei Kilometern durch die Brandenburger Pampa zwingt. Zufrieden ist mit dem Ende der Direktverbindung auf dem Mauerstreifen niemand – aber der Bau einer Brücke oder einer Unterführung scheitert an den fehlenden Finanzen.

Der ehemalige Kontrollweg der DDR-Grenzer war nach dem Mauerfall eine beliebte Piste für Radfahrer und Spaziergänger geworden. Wiederhergestellte Straßen zwischen Berlin und dem Umland konnten mühelos überquert werden. Die Neubautrasse der Deutschen Bahn dagegen blockiert zwischen Lichterfelde und Treptow die Verbindung auf etwa 30 Metern durch einen mindestens 1,50 hohen Bahndamm. Auf dieser wiederhergestellten „Anhalter Bahn“ sollen neben den Regionalexpressen ins märkische Umland nach Fertigstellung des zentralen Lehrter Bahnhofs die ICEs nach Süden rauschen.

Den Fußgängern und Radfahrern bleiben jetzt nur noch zwei Alternativen: die Umkehr an den Gleisen oder der Umweg durch Teltow. An der Bahnstrecke entlang geht es 1,5 Kilometer auf einem holprigen Wirtschaftsweg zum Bahnhof Treptow, wo die Bahn eine Unterführung plant. Auf der anderen Seite des Tunnels gibt sich der Freizeitverkehr entweder mit der vielbefahrenen Landstraße zufrieden, oder er zuckelt auf Kopfsteinpflaster und den berüchtigten Brandenburger Sand- und Schlammpisten wieder zurück Richtung Mauerstreifen. Ein Umweg, der einen Fahrradfahrer fast eine halbe Stunde kostet.

Ein Tunnel oder eine Brücke am Mauerstreifen hätte das Problem gelöst – aber bezahlen wollte das niemand. Die Bahn beruft sich auf altes Planungsrecht: Die Strecke sei schließlich immer als Bahngebiet ausgewiesen gewesen, der Mauerstreifen könne da nicht berücksichtigt werden. „Wenn allerdings jemand einen Tunnel oder eine Brücke bestellt und bezahlt hätte, hätten wir das gebaut“, sagt Gabriele Schlott von der „DB Projekt- GmbH Knoten Berlin“. Aber niemand sei damit an die Bahn herangetreten. „Auch beim Planfeststellungsverfahren sind keine Einwände erhoben worden“, so Schlott weiter.

Der Weg liege auf Brandenburger Gebiet, und deshalb sei man nicht zuständig, heißt es aus der Berliner Verkehrsverwaltung. Alwin Werner vom Bauamt der Stadt Teltow bedauert: „Wir hätten für so ein Bauwerk 1,5 Millionen zahlen müssen, das Geld haben wir einfach nicht.“

Werner meint, der Umweg sei den Radfahrern und Fußgängern zuzumuten. Nicht ganz so wohl ist ihm allerdings bei der Vorstellung, daß sich am Nadelöhr Teltower Unterführung nun der Ausflugsverkehr mit dem Durchgangsverkehr treffen wird: „Wir sehen da jetzt schon Probleme, weil die Ausmaße so gering sind. Mit 5,50 Meter wird die Unterführung zu schmal für zwei Fahrstreifen, Fußgänger und Fahrräder. Das wird wohl Einbahnverkehr geben.“ Bernhard Pötter

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