: Harte Kritik am neuen Bahn-Chef Ludewig
■ SPD: „Bundeskanzler mißbraucht die Bahn zur Entsorgung von CDU-Beamten“
Frankfurt/M. (taz/AP) – Die Bundesregierung betrachtet die Bahn als ihre Beute, schimpft die SPD-Bundestagsabgeordnete Elke Ferner über die Nominierung des Bonner CDU-Staatssekretärs Johannes Ludewig als neuen Bahn-Chef. Er soll den ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden Heinz Dürr ablösen. Seine Wahl wird am 26. Februar erwartet. Dürr, ebenfalls CDU-Mitglied, soll dann Aufsichtsratsvorsitzender der Bahn werden.
Als Beauftragter für den Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft hat sich Johannes Ludewig in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer mit der Umwandlung der Staats- in die Marktwirtschaft befaßt. Doch er „verfüge über keinerlei aktive Wirtschaftserfahrung als Unternehmer“, kritisiert Ferner. In der Tat ist Ludewig bislang selbst nur im Staatsdienst tätig gewesen. Das heute 51jährige CDU- Mitglied trat nach seinem Ökonomiestudium 1975 in das Bonner Wirtschaftsministerium ein, wechselte 1983 ins Kanzleramt, übernahm 1991 die Leitung der Abteilung Wirtschafts- und Finanzpolitik und wurde einer der engsten Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl. Wann immer es in einem Ostunternehmen brannte, rückte Ludewig aus. Diese Erfahrungen könnten dem langjährigen CDU-Mitglied bei der Bahn helfen. Im November 1994 ging er als Staatssekretär ins Wirtschaftsministerium zurück. In diesen Jahren nach der Wende verschaffte sich Ludewig viel Anerkennung, auch der Gewerkschaften. Von Dürr würde Ludewig die Bahn in einem relativ guten Zustand übernehmen. Das Verkehrsunternehmen hat 1996 vermutlich erstmals den Sprung über die 30-Milliarden- Mark-Umsatzmarke geschafft, und auch das Konzernergebnis dürfte leicht über dem Vorjahreswert liegen. Aber die Liste der Aufgaben ist dennoch lang: In die teilweise maroden Bahnhöfe müssen Milliarden investiert werden, Service und Pünktlichkeit sind verbesserungswürdig, und der Personalbestand ist zu hoch. urb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen