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In der Sonne rumlümmeln

■ Und dann zur Armee: "Sechinku - Drei Freunde" von Yim Soon-Rye im Forum

Auch für Korea scheint dieser Film ungewöhnlich zu sein: „Drei Freunde“ ist eine Independent- Produktion, finanziert von einer großen Firma, der Samsung Entertainment. Die gab Geld, mischte sich aber kaum ein. Die Darsteller sind fast alle Laien. Und wie so oft in diesem Fall, resultiert daraus auch bei den „Drei Freunden“ eine wuchtige Direktheit.

Fatso, der Dicke, liegt auch mittags noch in seinem gelben Sweatshirt mit der großen Zwei drauf auf seiner Matte. Wenn sein Bruder an die Cola Flasche will, die hinter Fatso liegt, muß er sich über den kugeligen Bauch des Bruders robben. Sobald der lethargische Fatso aufwacht, stopft er meist irgend etwas aus großen Tüten in sich hinein.

Wie seine beiden Freunde Kim, genannt Independent, und der zarte Cho, genannt Petal (Blumenblatt), hat auch er gerade die Schule abgeschlossen. Auf dem College sind sie abgelehnt worden. Keiner der drei weiß so recht, wie es weitergehen soll mit dem Leben. Wenn man nicht gerade vom Vater verprügelt wird, kann man gut auf dem Dach des Hauses in der Sonne rumlümmeln. Glaubt man dem Film, scheint das Lebensgefühl der viel beschworenen Generation X in Südkorea mit seinem Turbokapitalismus fast noch aussichtsloser zu sein als im ewigen Jugend-Rolemodel-Mutterland USA. Die Drei Jungs hängen in der Luft zwischen den traditionellen Wertvorstellungen ihrer Eltern und neuzeitlichen Konsumverlockungen.

Kim möchte gern Comic-Zeichner werden und heuert in einer Art Comic-Sweat-Shop an. „Du kannst sofort anfangen“, sagt der rüde Boss, nachdem er Kims Mappe oberflächlich durchgeblättert hat. Gezeichnet wird wie am Fließband. Keiner der Kollegen redet mit Kim, und dann soll er dem Chef auch noch immer sein ekliges Essen holen. Er kündigt. Beim nächsten Versuch kopiert ein noch mieserer Comic-Boss seine Bilder, bringt sie als Buch heraus und zahlt nichts.

Als Damoklesschwert hängt über den drei Jugendlichen die Armee. Fatso frißt zum Glück noch mehr als sonst und ist dann zu schwer, um Schießen zu lernen. Independent überredet Fatso, ihm auf dem Sonnendach mit einem dicken Holzknüppel die Schulter zu brechen – um durch die Musterung zu fallen. All der Schmerz ist umsonst. Er muß trotzdem hin und auf Kommando rauchen. Andreas Becker

„Sechinku – Drei Freunde“. 93 Min. Regie: Yim Soon-Rye. Mit Kim Hyun-Sung, Lee Jang-Won u.a. Korea 1996

Heute: 16 Uhr Kino 7 im Zoopalast, 19.30 Uhr Delphi; 21. 2.: 20.15 Uhr Arsenal

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