■ Die UNO hat was zu Zaire gesagt: Diplomatie als Alibi
Es ist nicht viel mehr als eine Pflichtübung, was der UN-Sicherheitsrat zum zairischen Bürgerkrieg beschlossen hat. Die Vereinten Nationen wünschen sich für Zaire eine Einstellung der Kriegshandlungen, die Aufnahme von Friedensgesprächen, den Abzug ausländischer Kämpfer, den Schutz von Flüchtlingen und die Einberufung einer internationalen Konferenz. Nur wird es kaum jemanden beeindrucken, daß die UNO das alles in einer förmlichen Resolution auflistet, ohne die geringste Ahnung, wie es denn eigentlich herbeigeführt werden soll.
Der einzige ersichtliche Grund für dieses Ritual ist das von den Rebellen gesetzte Ultimatum an Zaires Regierung, spätestens am morgigen Freitag Verhandlungen aufzunehmen. Eine Weltorganisation, die gerade einen Sondervermittler durch die Krisenregion schickt, muß natürlich vor Ablauf dieses Ultimatums irgend etwas sagen, vor allem angesichts der von Zaires Regierung betriebenen Eskalation des Krieges mit den von serbischen Piloten geflogenen Luftangriffen. Aber es ist doch seltsam, daß der schwerfällige internationale Mechanismus namens Konfliktlösung erst jetzt in Gang kommt, wo der Bürgerkrieg in Zaire nun doch schon vier Monate währt. Währenddessen werden in der riesigen, in weiten Teilen staatenlosen, Fläche namens Zaire durch Militärschläge eroberte Gebietshoheiten und Knüpfung innenpolitischer Allianzen Fakten geschaffen. Aber nicht einmal die UNO weiß genau zu sagen, was für Fakten das sind. Geht es darum, was alle Akteure als ihr Ziel verkünden, nämlich die Schaffung eines parlamentarischen Systems für das Land? Oder haben sich schon längst voneinander weitgehend unabhängige, nur noch durch den gegenseitigen antagonistischen Machtanspruch zusammengehaltene politische und ökonomische Einheiten herausgebildet?
Nicht nur die Kämpfe, sondern die gesamten Prozesse der sozialen Umwälzung in Zaire werden um so ungestörter und unbeeinflußter weitergehen können, je heftiger irgendwo in einer fernen Hauptstadt Diplomaten unterschiedlicher Nationalität mit Resolutionsentwürfen aufeinander einschlagen. Vielleicht kommt das sogar einigen Regierungen, die eigene, verborgene Interessen verfolgen, auch ganz recht. Dann aber brauchen sich die Diplomaten nicht zu wundern, wenn die von ihnen debattierten politischen Kunstgebilde mit der Realität nichts zu tun haben. Dominic Johnson
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