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Keine Konkurrenz zum Mahnmal

■ Konzept für ein Holocaust-Museum in Berlin vorgelegt

Berlin (taz) – Mehr als drei Jahre arbeiteten Wissenschaftler, Vertreter von verschiedenen Opferinitativen und Journalisten an einer Konzeption für ein „Deutsches Holocaust-Museum“. Gestern wurde sie in Form einer 46seitigen Broschüre der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu den Initiatoren gehören neben dem Archäologen Hans-Jürgen Häßler vom Institut für kulturelle Friedens- und Konfliktforschung in Hannover auch der Militärhistoriker Manfred Messerschmidt, der Theologe Hans Küng, die Judaistin Eveline Goodmann-Thau und die Journalisten Lea Rosh und Eckart Spoo.

Ein Teil dieser Gruppe gehört auch zu den Verfechtern des umstrittenen „Mahnmals für die ermordeten Juden Europas“. Lea Rosh erklärte in ihrem Eingangsstatement, daß ihr Engagement für das Museum keinesfalls eine Distanzierung vom Mahnmal bedeute: „Sie ergänzen sich.“

Ausgangsüberlegung für ein Holocaust-Museum ist, daß es in Deutschland und vor allem in Berlin zwar viele authentische Orte des NS-Terrors gibt, dazu noch viele Museen, die unter bestimmten Schwerpunkten die Zeit von 1933 bis 1945 berücksichtigen. Aber kein einziger Ort, der sich auf die Vorgeschichte, den Verlauf und die Wirkungen des Nationalsozialismus konzentriert.

Insofern stehe es nicht in Konkurrenz zu vorhandenen Einrichtungen wie etwa die „Topographie des Terrors“. Das Museum soll sich auch nicht auf das Leid der Juden beschränken, sondern auf alle Menschen, die aus rassischen, politischen, sexuellen, sozialen und religiösen Gründen verfolgt worden sind. Der Blick soll sich auch auf die Täter, also die Machteliten richten, die den NS-Ungeist erdachten – und auf die, die ihn exekutierten.

„Wir müssen verhindern, daß die nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nur als Episode der deutschen Geschichte abgehandelt werden“, meinte Häßler zur Begründung für ein eigenständiges Museum. Und stärker als bisher müßten die Ursachen der Akzeptanz der NS-Ideologie betont werden, meinte Messerschmidt. Andernfalls würden „die nächsten Generationen noch weniger verstehen, wie es dazu kam, als die jetzige“. Es sei nicht zu begreifen, warum solch ein Holocaust-Museum zwar in Washington steht, aber „immer noch nicht im Land der Täter“, so Lea Rosh.

Die Initiatoren wiesen gestern darauf hin, daß ein Holocaust-Museum in Deutschland inzwischen von den Ministerpräsidenten Heide Simonis (SPD), Oskar Lafontaine, (SPD), Kurt Biedenkopf (CDU), von über 100 Kommunen sowie von fast 2.000 Einzelpersonen unterstützt wird.

Die Konzeption wird jetzt der politischen Öffentlichkeit übergeben. Der Ort, an dem solch ein Projekt realisiert werden könne, sei noch „zweitrangig“, meinte Lea Rosh. Die Idee von Journalisten, es doch „anstelle“ des Mahnmals auf dem Gelände der früheren Ministergärten zu planen, fand sie aber nicht hilfreich. Anita Kugler

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