■ Standbild: Mords-Versuch
„Unschuldig verbrannt“, Sa., 20 Uhr, Sat.1
Gesendet werden mußte schließlich, auch wenn die Nation den Fernsehabend wie gewohnt mit Quotengott Gottschalk zubrachte, statt dem Ulmer Staatsanwalt Pigge beim verbeamteten Ermitteln zuzuschauen. Da nutzte es wenig, daß Sat.1 seine neuste Konfektionskrimireihe großspurig als „Mords-Film“ anpries und als „Weltpremiere“ verkaufte, wo doch auch jede Folge „Kerner am Mittag“, „Blitzrad“ oder „Akte 18:30“ eine ist.
Dabei hätte „Unschuldig verbrannt“ ebensogut auch die x-te Wiederholung eines wenig ambitionierten „Tatorts“ aus den Mitt-80ern sein können, in die man nachträglich die Vokabel „Internet“ montiert hat: Eine gute Stunde lang galt die unschuldig Verbrannte zweifelsfrei als die junge Französin Francine, und ihr Arbeitgeberliebhaber als Mörder, bis um 21.08 Uhr erstmals Zweifel an der Identität der Leiche aufkamen. Zwei Minuten später sah man Francine tatsächlich quicklebendig in den Fängen des Bösewichts, bis die pünktlich um 21 Uhr c.t. begonnene Gerichtsverhandlung endlich die längst erwartete Erkenntnis brachte, daß der „Mords- Film“ nicht einmal zu einem handfesten Mord fähig war, sondern nur zu Mordversuch und Totschlag.
In den diversen Werbepausen versprach Sat.1 deshalb vorsorglich „noch mehr Spannung beim nächsten Mords-Film“. So wird Pigge am kommenden Samstag nicht nur wiederum im Kampf gegen das Böse in Ulm und um Ulm herum antreten, sondern u.a. auch gegen die „Deutschen Schlagerfestspiele 1997“ (ARD) und die „Sperlings“, und wiederum wird das Ulmer Münster über den Dächern des Alb-Donaukreises wohl das einzig herausragende sein. Christoph Schultheis
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