■ Vorschlag: Queerfish und Texas Is The Reason spielen im Knaack-Club
Manchmal, wer kennt das nicht, wünscht man sich, die Welt wäre nicht ganz so kompliziert. Statt dessen so einfach strukturiert wie ein guter Pop-Punk-Song: Humpta geht die Gitarre, der Rhythmus immer steil nach vorn und kein Verdribbeln, darüber eine Melodie, die noch der letzte Dösbaddel gleich mitsingen kann. Weswegen dann Green Day oder Rancid oder vor ihnen die ewig als Gummibärchen verschrienen Doughboys oder noch früher die Buzzcocks so wundervoll waren und ja teilweise auch noch sind. In deutschen Landen tat man sich mit diesem Ansatz immer etwas schwer, denn mochte es bollern, dann doch bitte ernsthaft bis politisch. Zumindest mit letzterem haben Queerfish textlich nichts am Hut. Wer unbedingt hinter die gemeingefährlich eingängigen Gesangslinien der Bremer steigen will, findet dort ein wenig Liebe und viel Selbstbetrachtung. Begegnet ist man sich hübscherweise beim Skaten, Teile der Band verdienen sich die Brötchen noch heute in einem Skateboard-Laden, aber von den sexistischen Auswüchsen der Skater-Szene distanziert man sich. Der Rest ist energisches Auf- und Niederhüpfen, Fröhlichkeit und die Hoffnung, sich die nächste US- Tour nicht mehr von den Eltern bezahlen lassen zu müssen.
Texas Is The Reason dagegen dürfte der Major-Vertrag schon sicher sein. Die sind momentan noch beim Hardcore-Label Revelation unter Vertrag, das mit Quicksand, Sick of it All oder Shelter zwar den Boden für den Mainstream-Punk bereitete, aber doch eher der reinen Lehre anhängt. Die New Yorker, die sich nach einem Zitat aus einem Misfits-Song benannten, fallen da etwas aus dem Firmen-Rahmen, weil sie eigentlich ganz und gar keinen Hardcore machen, sondern eher genau die Sorte Rock, für die man zur Strafe in den USA momentan mit Goldbrocken gesteinigt wird. Elegische Gitarren, das Tempo nicht allzu verschleppt, ein nicht zu übertriebenes, aber auch nicht zu verleugnendes Pathos in der Stimme.
Von aktuellen Entwicklungen sind beide Bands geradezu unglaublich unbeleckt, und nicht einmal ein noch so schüchterner Crossover-Versuch findet sich da. Queerfish und Texas Is The Reason sind so definitiv Jungsmusik, daß es eigentlich schon nicht mehr lustig ist. Aber schöön! Thomas Winkler
25.2., 21 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg
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