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„Reden statt resolutionieren“

■ Transrapid: SPD-Wirtschaftsexperte Werner Dobritz und die Hamburger GAL fordern Alternativen zum Magnetgleiter

„Zögerliches Verhalten“ wirft der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Werner Dobritz, dem Senat vor. Dieser habe jahrelang versäumt, „antizipatorisch“ hochgeschwindige Verkehrsalternativen zum Transrapid voranzutreiben. „Sollte sich der Transrapid tatsächlich als unwirtschaftlich erweisen, stehen wir ziemlich dumm da“, warnt Dobritz. Für den Wirtschaftsstandort Hamburg jedenfalls würde „ein solches Szenario einen schweren Rückschlag“ bedeuten.

Alle Zeichen deuten darauf hin, daß er recht behalten könnte: Erst bezeichnete jüngst ein Gutachten im Auftrag von Robin Wood die Magnetbahn als Milliardengrab (taz berichtete). Heute nun will die Hamburger GAL ihre Zweifel bekunden: In der Bürgerschaft werden sie darauf drängen, die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin von 160 auf 200 km/h auszubauen. Von der Elbe an die Spree wären es dann weniger als 100 Zugminuten. Diese Forderung soll Hamburg mit einer Bundesratsinitiative in Bonn vorbringen.

So recht Dobritz der GALischen Forderung inhaltlich gibt – parlamentarisch unterstützen will der SPDler sie nicht. Denn: „Miteinander zu reden und zu handeln ist besser als zu resolutionieren.“ Allerdings regt ihn auch die Einäugigkeit seiner eigenen Parteikollegen auf. Denn bereits seit fünf Jahren ist an der Elbe parlamentarisch beschlossen, daß die Hamburg-Berlin-Verbindung – unabhängig von den Planungen für den Transrapid – auf 200-Stundenkilometer ausgebaut werden soll.

„Einstimmig“, erinnert sich Dobritz, „verabschiedete die Bürgerschaft diesen Antrag am 29. Januar 1992“. Geschehen ist seitdem nichts. „Ich ermuntere den Verkehrssenator und den Bürgermeister daher noch einmal, endlich in Bonn darauf zu drängen, daß die Bahn die Genehmigung erhält, die Strecke auszubauen.“ Das bedeute keinesfalls, „daß der Senat sich vom Transrapid verabschieden soll. Wir müssen nur gewappnet sein, falls er nicht kommt“.

Derweil will die Deutsche Bahn ab dem 31. Mai erstmalig täglich zwei ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin verkehren lassen (Fahrzeit: 2,20 Stunden). „Aus rein betrieblichen Gründen“, versichert die Bahn, sei diese Entscheidung gefallen, und nicht in Konkurrenz zum Transrapid. Heike Haarhoff

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