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Dunkle Stories von down under

■ Der Höhepunkt der Kurzfilmtage des Kino 46: „Dark Tales“ – sieben kleine Filmwerke aus Neuseeland

„Braindead“ und „Ein Engel an meiner Tafel“, „Romper Stomper“ und „The Piano“ – dies sind die Filme, mit denen die Filmemacher aus Neuseeland in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht haben. Auf den ersten Blick scheint es verwegen zu sein, zwischen Peter Jacksons Splatterfilmen und Jane Campions feministischen Elegien nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Aber zumindest eines zeichnet all diese Filme aus: Keiner von ihnen ist Konfektionsware. Man merkt bei ihnen jeweils von der ersten Szene an, daß da sehr eigenwillige FilmemacherInnen am Werk sind, die sich mehr für Außenseiter als für strahlende Helden interessieren und sowohl im Filmstil als auch in der erzählten Geschichte das Abseitige feiern.

Genau diese Qualitäten machen auch den Reiz des Kurzfilmprogramms „Dark Tales“ aus, und wenn man sieht, daß mit einer Ausnahme alle Filme in den Jahren 1993/94 produziert wurden, kann man die neuseeländische Filmszene zu diesen guten Jahrgängen nur beglückwünschen. So wie in den 60er und 70er Jahren das „Canadian Film Board“ Maßstäbe für Kurzfilme setzte, macht sich jetzt die „New Zealand Film Commission“ einen Namen mit düster-absurden Filmgeschichten.

„A Game With No Rules“ ist zum Beispiel ein kompletter „film noir“ mit Mordintrige, Verrat, Sex und makaberer Pointe, der zudem ironisch die Stilmittel des Genres bloßlegt, indem er die Filmtricks wie Rückprojektionen völlig überdreht präsentiert. All das schafft der Regisseur Scott Reynolds bequem in einer Viertelstunde, und zwischendurch bleibt dem Zuschauer sogar noch Zeit, sich in eine der Hauptdarstellerinnen zu vergucken. „Lemming Aid“ ist dagegen ein verfilmter Witz über fanatische Tierschützer, die in Norwegen die Lemminge vor dem fatalen Sprung ins Meer retten wollen, und am Schluß natürlich selber verzweifelt an den Felsenklippen hängen. Die auf die Menschen zurasenden Filmfahrten aus der Perspektive der Lemminge sind das Nonplusultra des subjektiven Kamerablicks.

Ähnlich absurd ist die Liebesgeschichte von Tallulah, die sich in „Funny Little Guy“ in ein grünes Marsmenschlein verliebt, und in „Eau de la Vie“ wird das Prinzip der Erlebnis-Gastronomie zu einem mörderisch-grausigen Exzeß getrieben. In diffusem Schwarzweiß und in Bildern, die eher eine Stimmung schaffen als eine Geschichte erzählen, zeigt Gregor Nicholas in „Avondale Dogs“, wie ein Junge mit dem Sterben seiner Mutter umgeht. Noch rätselhafter und reduzierter ist „La vie en rose“, der nichts weiter zeigt als eine Reihe mit Bildkompositionen einer Frau mit Rosen. Wilfried Hippen

„Dark Tales“ – zu sehen bei den Kurzfilmtagen des Kino 46. Sie beginnen am heutigen Donnerstag 18.30 Uhr – Einzelheiten in der kinotaz

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