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Tödliche Medizin

■ Ärzte kritisieren Todescomputer. Modellversuch in Berliner Charité

Berlin (dpa) – Die Erprobung von sogenannten Todescomputern auf Intensivstationen ist von deutschen Ärzten heftig kritisiert worden. „Ich bin schlicht entsetzt“, sagte der Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands, Prof. Hermann Hoffmann, gestern.

Der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Frank Ulrich Montgomery, sagte dazu: „Wenn das Überleben eines Menschen von wirtschaftlichen Kriterien abhängig gemacht wird, dann sind wir ethisch da, wo die Nazis aufgehört haben.“

Derzeit wird ein in England entwickeltes Computerprogramm zum Errechnen von Überlebenschancen für Patienten auf Intensivstationen in deutschen Kliniken getestet. Medizinern zufolge soll dabei mit Hilfe des Computers anhand eingespeister Vergleichsdaten ermittelt werden, wie schlimm es um einen Kranken steht und wieviel seine Behandlung schon gekostet hat.

„Das Programm dient der Qualitätsüberprüfung unserer Mediziner“, betonte die Sprecherin der Ostberliner Universitätsklinik Charité, Marlis Gebuhr. Dort wird das Progamm derzeit getestet. Mit dem Programm werde nachträglich ermittelt, ob die Arbeit der Intensivmediziner optimal war.

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