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Dem Castor die Route abgegraben

Im Mittelpunkt der Protestaktionen standen am Montag zahlreiche Blockaden mit und ohne Traktoren und eine unterhöhlte Straße. Polizeitaktik blieb vorerst unklar  ■ Aus Dannenberg Jürgen Voges

Die sechs Behälter mit hochradioaktivem Müll standen noch im baden-württembergischen Kohlekraftwerk Walheim, da waren die wendländischen Castor-Gegner schon auf der Transportstrecke. Bereits am Sonntag abend blockierten Bauern mit siebzig ineinander verkeilten Traktoren im Dorf Splietau die südliche der beiden Straßenverbindungen zum Zwischenlager. In der Nacht zum Montag begannen dann an der Nordroute Grabungsarbeiten. Bei Langendorf gelang es dabei den Castor-Gegnern, auf zehn Metern die Fahrbahndecke der nördlichen Straßenverbindung zum Zwischenlager Gorleben abzutragen.

Am Montag morgen gegen acht Uhr gingen auch die Blockierer des großen Camps „x-tausendmal quer“ auf die Straße. Sie besetzten die erste Kreuzung an der kleinen Stichstraße, die zum Castor-Kran auf der Verladestation führt und an der sich die Nord- und Südstrecke gabeln. Gleich im Anschluß an die große „Stunk-Parade“ hatten in Splietau am Sonntag die gut siebzig Bauern ihre Traktoren und deren Anhänger so von allen Seiten auf die Straße gefahren, daß die Vorderräder sich regelrecht ineinander verhakten. Gerüchte über eine bevorstehende Räumung dieser Straßensperre kursierten immer wieder. Doch teilte die Polizeipressestelle mit, daß eine Auflösung der Blockade in Splietau nicht beabsichtigt sei, solange unter den Treckern nicht die Fahrbahn unterhöhlt werde. Die Bäuerliche Notgemeinschaft erklärte, daß im Schutz der Blockade die Straße nicht weiter gegraben werde. Allerdings hatten einige Castor-Gegner bis zu diesem Arrangement bereits gut gearbeitet: Hinter Barrikaden aus Strohballen und Stangenpfählen war die Straße vor und hinter der Treckerblockade am Montag morgen bereits praktisch untertunnelt.

Die Polizei konzentrierte sich zu dieser Zeit auf die Nordroute. „Wir wollen vor allem die Straße passierbar halten“, dementierte ein Sprecher der Einsatzleitung in Lüneburg Gerüchte über eine bevorstehende Räumung der Bauernblockade in Splietau. An der Nordroute waren zu dieser Zeit weiter Gruppen von Castor-Gegnern mit Schaufeln und Spitzhacken unterwegs. Immer wieder versuchte die Polizei, das Schaufeln an der Strecke zu unterbinden. Am Mittag drohte sie bei Quickborn den Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen eine Blockade von rund 700 Castor- Gegnern an.

An der Kreuzung direkt am Verladekran ging es während dieser Stunden vergleichsweise idyllisch zu. Zunächst hatte sich nur eine Minderheit der Bewohner oder der für sich autonomen Bezugsgruppen des Camps „x-tausenmal quer“ am Morgen zur Besetzung der Kreuzung entschlossen. Mittags saßen dann etwa 3.000 der Bewohner dieses Camps auf der Straße. Der Rest der insgesamt 4.000 Teilnehmer dieser Querstell- Aktion pendelte zwischen Camp und der 1.000 Meter entfernten Kreuzung hin und her. Die Polizei, die am Vormittag die Kreuzung noch teilweise abgesperrt hatte, zog sich im Laufe des Vormittags in die Stichstraße zum Verladekran zurück.

Über die Zahl der Castor-Gegner, die sich am Montag morgen an den zahlreichen Blockaden beteiligten, war nur schwer ein Überblick zu gewinnen. Selbst die Polizei schätzte sie an diesem Morgen zwei Tage vor dem Straßentransport auf rund 5.000. Die BI Lüchow-Dannenberg hofft, daß die Camps sich im Laufe des Montags weiter auffüllen und daß am Transporttag selbst nicht nur die Castor- Gegner hinzustoßen, die sich aus dem Wendland, aus Uelzen, Lüneburg und aus den Gruppen an der Transportstrecke bereits angekündigt haben.

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