: Jahresdosis in einer Stunde
Wieviel Strahlung geben die Castorbehälter ab? „Laut Messungen des niedersächsischen Innenministeriums nimmt ein Mensch in zwei Meter Entfernung eine Strahlendosis von maximal 40 Mikrosievert (ein Millionstel Sievert) pro Stunde auf“, berichtet Günther Dietze von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Falsch, sagt ein Robin-Wood-Sprecher, „in zwei Meter Entfernung beträgt der Wert der Strahlung der Castoren aus Neckarwestheim bis zu 370 Mikrosievert“. Das ergaben Messungen der Umweltschützer gestern am Castor im Verladebahnhof Dannenberg. Der Meßwert übertrifft den zulässigen Grenzwert für Castoren um fast das vierfache.
Ein Polizist, der in dieser Entfernung den Castor „schützend“ entlangliefe, bräuchte bald selbst einen Schutz: In nur zwei Stunden und 42 Minuten hätte er die zulässige Jahresdosis von 1.000 Mikrosievert an Radioaktivität abbekommen – von da an wäre sein Einsatz nach der für Niedersachsens Polizisten geltenden Vorschrift schädlich und rechtswidrig. Diese zulässige Dosis entspricht der EU-Richtlinie, die der Bund allerdings noch nicht umgesetzt hat; er hält bisher noch 1.500 Mikrosievert pro Jahr für zumutbar. Zum Vergleich: Ein Flug von Frankfurt nach New York bringt etwa 50 Mikrosievert Belastung, eine Röntgenaufnahme bis zu 100.
Greenpeace maß, 35 Meter entfernt, bis zu 15 Mikrosievert. „Das liegt in zwei Meter Entfernung in der Größenordnung von 1.000 Mikrosievert“, sagt Sprecher Helmut Hirsch.
Experten der Internationalen Strahlenschutzkommission halten allerdings die aus den Castoren überwiegend abgestrahlte Neutronenstrahlung für 10mal schädlicher, als die deutsche Strahlenschutzverordnung vorsieht. Der Marburger Nuklearmediziner Horst Kuni möchte die geltenden Grenzwerte gleich um den Faktor 600 nach unten korrigieren. Dann hätte ein Polizist nach der Robin-Wood-Messung bereits in 16 Sekunden genug. Mathias Urbach
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