Die stoische Bulldogge

■ Das Metropolis zeigt im März mit acht Filmen eine längst überfällige Gene-Hackman-Reihe

Daß Gene Hackman in seiner 35jährigen Karriere kein Superstar geworden ist, hat mit seiner außergewöhnlichen Qualität zu tun. Er ist keine der Hollywood-Größen, deren Name allein finanziellen Erfolg garantiert. Er eignet sich nicht allzusehr als Identifikationsfigur. Statt dessen verbindet Hackman und sein Publikum so etwas wie eine Sado/Maso-Beziehung – Gene Hackman ist ein Schauspieler, der auf ganz eigene Art Angst, auf jeden Fall Respekt verbreitet.

Kein anderer Star im derzeitigen Hollywood-Kino wirkt über eine eher wenig auffällige Fassade auf so durchdringende Weise hart und bedrohlich-kompromißlos. Hackmans gedrungen kräftige Physiognomie, die gleichwohl eher zäh als massig wirkt, läßt eine permanente innere Anspannung vermuten. Gesicht und Körper strahlen eine konzentrierte Sicherheit aus, eine verunsichernde Ruhe, die jederzeit in Cholerik umschlagen kann. Auf seine Art ist Hackman der klassische Durchschnittstyp, der nur darauf wartet, sich wie eine Bulldogge in etwas zu verbeißen, bis die Gegenseite aufgegeben hat.

Kein Film hat das schöner herausgearbeitet als Arthur Penns Target (1985): Dort spielt Hackman einen 08/15-Bürger, der sich, um seine bedrohte Familie zu retten, als ehemaliger skrupelloser Geheimagent entpuppt und noch einmal seine alten Eigenschaften ausspielt.

Nach seiner vielbeachteten Nebenrolle in Penns Bonnie und Clyde (1967) kam 1971 mit French Connection Hackmans internationaler Durchbruch: Seine Rolle des verbissenen, zähen Polizisten Doyle brachte ihm den ersten seiner zwei Oscars. Mit wenigen Ausflügen ins komödiantische Fach perfektionierte Hackman in den folgenden Jahren seine Wirkung als explosiver Stoiker, die er seit Beginn der Neunziger, wie z. B. in Eastwoods Unforgiven (1993), Walter Hills Geronimo (1994) und Mike Nichols The Birdcage (1995) auf unterschiedliche Weise zitiert und variiert hat. Mit mittlerweile 64 Jahren spielt er in Geronimo den desillusionierten General Crook, der im Krieg gegen Geronimos Apachen eher zwischen den Fronten als auf der Seite seiner Armee steht. Gerade als erfahrener Stratege weiß er, daß dieser Indianer-Krieg auch das Ende seiner eigenen Epoche bedeutet.

Alan Parkers Mississippi Burning (1988) ist einer der letzten Filme Hackmans, die eher ungebrochen das Bild des kompromißlos verbissenen Mannes zeichnen. Als FBI-Agenten ermitteln Hackman und Willem Dafoe in einem Mordfall, der sie in ein von Rassismus durchzogenes Südstaatennest führt. Die Spannung bei der Suche nach den Hintermännern und im Kampf gegen den omnipräsenten Ku-Klux-Klan lebt dabei zu einem Großteil von Hackmans Leinwandpräsenz und seiner vergleichsweise indirekten Härte. Exemplarisch dafür steht seine Auseinandersetzung mit einem von Michael Rooker gespielten Klan-Mann. Hackman hält sein körperlich weit überlegenes Gegenüber in Schach, indem er ihm unter dem Tisch schmerzhaft zwischen die Beine greift. Nur über Hackmans Gesicht vermittelt sich diese Szene und bebildert damit Hackmans Wirkung als Filmstar.

Jan Distelmeyer

Heute: „Lilith“, 21.30 Uhr, Metropolis Die Gene-Hackman-Reihe wird am 13. März mit „The Conversation“und „Mississippi Burning“fortgesetzt. Es folgen noch: „The Bird-cage“, „Bonnie and Clyde“, „Geronimo“, „Grüße aus Hollywood“und „The Domino Principle“.