: Castor im Trockenen
Dannenberg (taz) – Nach 58 Stunden und 15 Minuten auf Schienen und Straßen hat der Castor-Transport gestern das Atommüllager Gorleben erreicht. Der Preis für den Sieg des Atomstaats: etwa fünfhundert Festnahmen, viele zum Teil schwer Verletzte, Sachschäden, 100 Millionen Mark Transportkosten – und das Ende für die Bürgerrechte im Wendland.
Gestern räumten rund 13.000 Polizisten mit Wasserwerfern und Schlagstöcken dem Castor-Transport die letzten 20 Kilometer bis Gorleben. Rund 20.000 Demonstranten versuchten vergeblich, das zu verhindern. Nach dreistündiger Fahrt erreichten die sechs Castorbehälter Gorleben unter den Rufen der Atomkraftgegner: „Haut ab!“
Der Konvoi war erst kurz nach Mittag im Bahnhof Dannenberg gestartet. Stundenlang war die Polizei zuvor gegen rund 7.000 Demonstranten vorgegangen, die friedlich sitzend die Straße blockierten. In der Nacht hatten die Einsatzkräfte die Castor-Gegner noch einzeln weggetragen. Morgens starteten dann die Wasserwerfer. Am Ende sorgte der erhöhte Wasserdruck dafür, daß die Atomkraftgegner weggespült wurden.
Der Transport wurde von Polizisten in Dreierreihen begleitet. Dennoch gelang es mehrfach, den Atomzug zu stoppen. Die erste, die es schaffte, war eine Seiltänzerin, die sich auf einem sieben Meter hohen Drahtseil quer über der Castor-Strecke eingeklinkt hatte. Weitere Blockadeversuche endeten nach kurzer Zeit. Militante Atomkraftgegner wurden gejagt und festgenommen. Insgesamt bilanzierte die Bürgerinitiative für den gestrigen Tag 78 verletzte Demonstranten, darunter zwei mit Schädelfrakturen. Auch 20 Polizisten wurden verletzt.
Im Gorlebener Zwischenlager stehen seit gestern acht Castorbehälter.
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