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Gestatten, Bond. Jane Bond.

Berlin-Kreuzberg: Drag Queens und Drag Kings, Transsexuelle und Lesben treffen sich regelmäßig auf der Frauenparty „Jane Bond“ im SO36  ■ Von Nathalie Daiber

Hauteng sitzt das Latexkleid. Ein Schlitz, der frau von den schwarzen Plateaustiefeln über die Nylonstrümpfe bis hin zum Beinansatz blicken läßt. Tanzend zeigt sich ein perfekter, muskulöser Frauenkörper auf der Bühne. Taleé. Taleé ist Go-go-Girl.

Das Publikum trägt mehrheitlich kurze Haare, Jeans, Turnschuhe. Wo sind wir? Auf einer Frauenparty! Auf der Jane-Bond- Party, die jeden dritten Freitag im Monat im Kreuzberger Szeneschuppen SO36 stattfindet. Gerade mal acht der 150 Anwesenden haben lange Haare. Drei Frauen tragen einen Minirock. Eine vereint alles auf sich: lange Haare, starke Schminke und enges, bauchfreies Minikleid. Eine Frau? Nein, eine Drag Queen. Denn auf der Jane-Bond-Party, die es seit vergangenem November gibt, sind alle Weiblichkeiten zugelassen.

„Es gibt so viele Männer, die sich als Frauen fühlen, warum sollten sie nicht auf eine Frauenparty gehen können?“ beschreibt Code, DJane und Initiatorin von „Jane Bond“, die Idee für die etwas andere Party. Es gebe auch genug Lesben, die sich nie als Frau gefühlt hätten. Taleé setzt noch eins drauf: „Da fragt ja auch keine, ob sie auf eine Frauenparty könne.“

Es geht um Weiblichkeit und um den Spaß daran. „Das ist die Party, auf die ich immer gehen wollte: oberflächlich, ohne an die Probleme der Welt zu denken, und mit Lust am weiblichen Körper“, sagt Taleé. Deswegen hat sie als Go-go-Girl auch noch nicht aufgegeben. Wenn sie und zwei andere Go-go-Tänzerinnen ihren Körper ekstatisch spielen lassen, dann tanzen sie überraschenderweise vor Hinterköpfen und Rücken. Kaum eine der Frauen im Publikum schaut den dreien zu, geschweige denn, daß sie den Tänzerinnen mit Blicken und Pfiffen einheizen. „Heute ist es besonders schlimm“, meint Taleé entnervt nach der ersten Tanzeinlage. Dabei hatte sich seit dem Christopher Street Day 1996, als Go-gos erstmals akzeptiert wurden, einiges verändert.

Und nicht umsonst kommen immer mehr junge Frauen, auch solche, „die sonst nie auf Frauenpartys gegangen sind“. Das Motto des heutigen Abends ist „Framed in Hollywood“. Dennoch hat sich keine der Frauen als Filmdiva verkleidet.

Im SO36 tanzen die Frauen zu HipHop, House und Funkmusik. „Wir machen keinen Rock und Pop, das gibt es auf jeder Frauenparty“, sagt DJ Code. Jane Bond ist modern, unkonventionell und familiär. Deswegen auch der Name: „Leicht zu merken, etwas geheimnisvoll und persönlich.“

600 bis 700 Frauen geben dem SO36-Team recht, so viele kommen jedesmal zu Jane Bond. Die Türsteherin Monique läßt nach Aussehen durch: „Manchmal sage ich aus Versehen zu einer Frau: Heute nur für Frauen!“ Meistens aber liegt sie richtig. 70 Prozent, sagt sie, seien sowieso Stammgäste. Und auch die „friends“, jene, die Monique kennt, können immer rein, auch wenn sie ausnahmsweise „nicht im Fummel kommen“.

Taleé fällt auch im richtigen Leben auf. „In einem Frauenladen hatte ich Hausverbot“, erzählt sie. Sie bewege sich nicht wie eine Lesbe, und sie sehe auch nicht so aus, so die Begründung. Sie hat lange schwarze Rastalocken, ist gepierct und geschminkt und trägt kurze Lederhosen und Netzstrümpfe. „Ich hatte immer Spaß an Äußerlichkeiten, am Sehen und Gesehenwerden.“ Erst als sie mal in London auf einer Frauenparty war, wußte sie: „Es gibt noch andere wie mich.“ Da tanzten die Go- gos oben ohne, die Frauen hatten jede Menge Spaß dabei, ihren Körper darzustellen. Und wenn die Stimmung stimmt, dann tanzt auch Taleé im SO36 brustfrei.

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